De Kuip, Rotterdam Panorama

Holland Hopping – Rotterdam und Amsterdam

“De Kuip”, die “Amsterdam-Arena” und ein Frühstück am Strand

Die beiden Fenster schieben sich langsam runter, in einem Hauch von spätem Frühlingstemperaturen zeigt sich die am Horizont aufgehende Sonne, die leichten Beats der Musik spiegeln unser Gute-Laune-Grinsen wieder. Wir sitzen im Auto und rollen entspannt auf der A4 in Richtung Holland. Die Freude auf unser erstes gemeinsames Holland Hopping kann man unseren Gesichtern förmlich ablesen.

Vom Flughafen Köln/ Bonn – Florian ist aus dem Süden der Republik angereist – werden die Fußballhochburgen “De Kuip” in Rotterdam und die “Amsterdam Arena” angesteuert. Sie sind die beiden Spielorte unseres Groundhopping-Wochenendes. Mit Feyernoord und Ajax werden wir die wohl traditionsreichsten Vereine des KNVB (Niederländischer Fußballverband) erleben.

Nach knapp drei Stunden Autofahrt – wenn man in den Niederlanden schneller als 120km/h fahren dürfte, wäre man sicher noch früher am Zielort und der rechte Fuß wäre nicht ganz so eingeschlafen – erreichen wir das Art Hotel in Rotterdam. Das Haus macht durch seine bunt gemischte Einrichtung (manchmal fühlt man sich wie in einem afrikanischen Dorf, in anderen Bereichen des Hauses geht man auf bunten quadratisch angelegten Fliesen wie in einer postmodernen Jugendherberge) seinem Namen alle Ehre. Für ein Doppelzimmer zahlen wir pro Person etwas mehr als 30 Euro, was für die Sauberkeit und Lage des Hotels im sehr multikukturellen und nahe zum Stadion (3 km) gelegenenen Stadtteil Feijenoord unschlagbar ist. Nach einer kleinen Stärkung im hauseigenen Restaurant, das durch seine Quantität und Qualität die Herzen von Whiskyliebhabern höher schlagen lässt, fahren wir mit der Metro und der Tram zum Stadion. In nur 15 Minuten erreichen wir “de Kuip”.

„De Kuip“, Rotterdam

1937 eröffnet, ist “die Wanne” nach der Amsterdam Arena das zweitgrößte Fußballstadion der Niederlande und beherbergt knapp 52.00 Zuschauer. Besonders ist vor allem das halbe Dach, das steil zum Spielfeld hin abfällt und sich wie ein Ring um das Spielfeld windet. Bei schlechtem Wetter – da es mitten im April ist, fällt der ein oder andere Regenschauer während unseres Spiels – bekommen die Zuschauer in den unteren Rängen eine Gratisdusche. Wie gut, dass wir im Oberrang sitzen!

Gegner der heutigen Partie ist der FC Groningen, geographisch im oberen Teil des Landes anzusiedeln, tabellarisch gesehen eher ein Mittelklasseverein der Eredivisie.

Vor dem Spiel noch schnell eine Portion Fritijes und eine Frikandel sowie das ein oder andere Kaltgetränk und ab zu unseren Plätzen. Wir hocken – die Sitzreihen sind sehr eng –  schräg hinter einem Tor. Die Sicht ist trotzdem gut, da es ein reines Fußballstadion ist.

De Kuip, Rotterdam, Feyenoord - FC Groningen

Anpfiff!……10. Minute……20. Minute……35. Minute……Ende der 1. Halbzeit! Das, was die Pünktchen ausdrücken, haben wir im Stadion erlebt, nämlich Leerlauf auf ganzer Linie! Weder die beiden Mannschaften noch die Fans können uns in irgendeiner Art von ihrem Vorhaben überzeugen. Besitzen sie überhaupt ein Vorhaben? Ach ja, einen Höhepunkt gibt es doch: Groningen hat eine Chance durch Michael de Leeuw: 0:1! Das ist einem aber fast gar nicht aufgefallen.

Die zweite Halbzeit ist ebenso schnell erzählt: Das Spiel wird kaum besser – auch der ehemalige Liverpool-Spieler Dirk Kuyt kann nicht wirklich überzeugen – und Torchancen bleiben irgendwo im Verborgenen versteckt.

Doch jetzt, es ist die 65. Minute: Nach einer Flanke von der rechten Seite erzielt Tonny Vilhena einen sehenswerten Kopfballtreffer. Euphorisiert versucht Feyenoord weiter Richtung gegnerischem Tor zu spielen. Einige wenige Minichancen springen dabei raus, es bleibt aber bei dem Unentschieden in einem äußerst schwachen Spiel. Wie schon erwähnt, können uns die heimischen Fans im fast ausverkauften Rund nicht überzeugen.

Wir entscheiden uns nach der schweren Fußballkost aber dem altehrwürdigen und sehenswerten Stadion dazu, nicht mehr in die Stadt zu fahren, um dort die Rotterdamer Nachtszene zu erleben, sondern gemütlich an der Hotelbar zu sitzen und anschließend das “Aktuelle Sportstudio” zu verfolgen. Florian schneidet nebenher das Video von “de Kuip” für unsere Webseite.

Vor unserem Holland Hopping Besuch in der Amsterdam Arena am nächsten Tag machen wir morgens einen kleinen Abstecher (die Fahrt dauert dann doch etwas länger, da die Autobahn gesperrt ist) nach Nordwijk aan Zee an den Strand.

Die rauhe Nordsee erstreckt sich vor unseren Augen. Wir steuern mit leichtem Hungergefühl in der Magengegend den Strandclub Witsand an. Direkt am Meer gelegen erwartet uns eine großzügig angelegte “Strandbude”, die mit hellen Holzpaneelen und mit vielen kleinen in sich stimmigen Accessoires eingerichtet ist. Für 13 Euro pro Person genießen wir ein reichhaltiges und absolut schmackhaftes Frühstück. Leider haben wir nicht viel Zeit, da die Amsterdam Arena wartet. Aber in Summe: Eine perfekter Ort zum Frühstücken, Chillen oder Abendessen.

Amsterdam Arena

Nicht weit hinter dem Flughafen Schiphol gelegen fahren wir auf die Amsterdam Arena zu und sogar unter ihr und dem Spielfeld hindurch. Auf dem Dach eines Parkhauses direkt an der Arena stellen wir das Auto ab (nach dem Spiel müssen wir 20 Minuten an dem Kassenautomat anstehen, das Wegfahren geht aber verhältnismäßig schnell) und schauen uns die Arena von verschiedenen Seiten an. Architektonisch das komplette Gegenteil zu “de Kuip” in Rotterdam. Wir bekommen eine Mischung aus moderner Fußballarena und einer Art Ufo zu sehen. Mit überdachten Rolltreppen gelangen die Fans in das Stadtion. In der Form haben wir das auch noch nicht erlebt. Zwei riesige Banner an der Außenfassade des Stadions zeigen die kürzlich verstorbene Ajax-Legende Johan Cruyff.

Alles läuft sehr geordnet und zivilisiert ab – und das vor einem Derby gegen den nur 30 km entfernten Verein aus Utrecht. Als wir unsere Plätze im Stadion einnehmen – wir haben durch den Schwager eines guten Freundes, der Niederländer und Clubmitglied bei Ajax ist, noch Karten für die Haupttribüne bekommen – bemerken wir keine Gästefans. Später erfahren wir, dass diese schon seit Jahren Stadionverbot in Amsterdam haben.

Amsterdam Arena

Von innen wirkt die Heimspielstätte des niederländischen Rekordmeisters sehr bunt, da die Sitzplätze in verschiedenen Farben gehalten sind. Man fühlt sich wie in einem großen Spieleland für Kinder mit vielen bunten Bällen eines schwedischen Einrichtungshauses.

Die Mannschaften laufen ein. Für Ajax geht es um viel, denn die PSV aus Eindhoven hat im gestrigen Abendspiel in Kerkrade gewonnen und grüßt mit 2 Punkten Vorsprung von der Tabellenspitze. Vielleicht ist dieser Druck für die doch sehr junge Mannschaft aus Amsterdam zu viel, denn sie liefern eine extrem schwache erste Halbzeit ab. Eine hohe Fehlpassquote skizziert das Spielgeschehen auf beiden Seiten. Torchancen, die man als solche bezeichnen könnte, bleiben Mangelware. Somit trinken die beiden Mannschaften aus Utrecht und Amsterdam ihren Pausentee ohne Torerfolg. Das Hauptpublikum, welches größtenteils ohne Fangesänge seine Mannschaft unterstützt (nur ein Block feuert sein Team pausenlos an und hüpft, dass die Haupttribüne bebt!), wird langsam aber sicher nervös.

In der 2. Halbzeit geht Utrecht mit 0:1 und in der 84. sogar mit 0:2 in Führung. Verspielt Ajax in dem Heimspiel die Meisterschaft? Gellende Pfiffe und fluchtartig das Stadion verlassende Zuschauer werden jedoch eine stimmungsvolle und aufregende Schlussphase verpassen. In der 86. Minute verkürzt Klaassen zum 1:2. In der 89. Minute verwandelt der ehemalige Bundesligaspieler Milik einen höchst umstrittenen Foulelfmeter zum 2:2 Unentschieden. Dabei bleibt es, Ajax ist durch das bessere Torverhältnis wieder Tabellenführer und die noch im Stadion verbliebenen Fans bejubeln die Spieler in Rot-Weiß aus Amsterdam.

Unser gemeinsames Holland Hopping endet um 18.00 Uhr am Flughafen Köln/ Bonn. Florian steigt in seine verspätete Maschine und ist gegen 23 Uhr an seiner Haustür in München angekommen. Bei mir geht es an diesem Abend, örtlich bedingt, etwas schneller.

Ein entspanntes Groundhopping in den Niederlanden geht zu Ende. Zwei neue “Grounds” sind dazu gekommen. Sehr unterschiedliche aber auf ihre eigenen Arten tolle Stadien haben wir gesehen. Das fußballerische Niveau und die beiden Fankulturen lagen dagegen eher in den abstiegsbedrohten Regionen unserer bisherigen Stadienerlebnisse.