You´ll never walk alone – Flutlichtspiel in Liverpool

Zurück in Liverpool

Hier hat alles begonnen. Am Osterwochenende 2012 besuchte ich an der Anfield Road mein allererstes Fußballspiel im Ausland. Damals war Aston Villa zu Gast und auf dem Rasen stand noch die Liverpool-Legende Steven Gerrard. Und genau hier begann die Leidenschaft Groundhopping für mich.

Nach mehr als sieben Jahren und über 100 Stadionbesuchen in 21 Ländern kehre ich endlich wieder zurück. Und es hat sich einiges verändert! An der Seitenlinie steht Jürgen Klopp, Liverpool dümpelt nicht mehr im Mittelfeld der Liga herum, sondern ist frisch gebackener Champions League Sieger. Zudem ist man auf einem guten Weg zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Premier League zu gewinnen.

Auch am Stadion gab es Anpassungen. Der Main Stand wurde ausgebaut und zum Saisonbeginn 2016/2017 eröffnet. Nun haben im Anfield Stadion rund 54.000 Fans Platz um ein Spiel der Reds zu sehen.

Die Anfänge der Anfield Road

Das ursprüngliche Stadion entstand etwa 1884 und diente ursprünglich dem Lokalrivalen Everton FC als Heimstätte. Aufgrund einer drastischen Pachterhöhung des Brauereibesitzers John Houlding sahen sich die “Toffees” aber genötigt auszuziehen und spielten fortan (und das bis heute) im nur 1,3 km entfernten Goodison Park.

Damit das Stadion an der Anfield Road nicht leer steht, gründet Houlding einfach einen neuen Verein – den Liverpool FC. Daraus wurde eine der großartigsten Erfolgsgeschichten im europäischen Fußball.

Wer die Anfield Road besucht, wird aber auch an eine der tragischsten Ereignisse des Fußballs erinnert. Am 15. April 1989 kam es im Hillsborough Stadion in Sheffield zu einer Massenpanik, die 96 Liverpool Fans das Leben kostete. Zur Erinnerung wurden dem Vereinswappen danach zwei Fackeln, sowie der Schriftzug “You´ll never walk alone” hinzugefügt. Letzterer ist auch am Eingangstor der Anfield Road zu lesen. Zudem wurde ein Denkmal mit allen Namen der Opfer direkt am Stadion errichtet, welches öffentlich zugänglich ist.

Anfield Road, Liverpool - You´ll never walk alone

Tickets für den Liverpool FC

Wie kommt man aber an die so begehrten Tickets für ein Fußballspiel in Liverpool im Anfield Stadion? Das ist tatsächlich alles andere als einfach und kann durchaus viel Geld und Nerven kosten. Wir sagen Euch wie man es sogar auf dem offiziellen Wege über die Vereinswebseite schaffen kann den Liverpool FC und Jürgen Klopp live im Stadion zu erleben!

Durch die positive Entwicklung der letzten Jahre und den krönenden Erfolg in der Champions League 2019 sind die Reds wieder zu einem der populärsten Clubs in der Welt aufgestiegen. Jürgen Klopp hat nicht nur für den sportlichen Erfolg gesorgt, sondern auch den Wert der Marke Liverpool FC innerhalb kürzester Zeit explodieren lassen. Gerade hier zu Lande erfreut sich der Verein aufgrund des deutschen Trainers großer Beliebtheit. All diese Faktoren machen es daher – trotz Stadionausbau – nicht gerade leicht an eine Karte für die Anfield Road zu gelangen.

Bei meinem ersten Besuch in Liverpool 2012 habe ich das Ticket über eine Agentur bezogen und damals schon 170€ bezahlt. Ihr müsst davon ausgehen, dass sich aufgrund der gestiegenen Nachfrage diese Preise mittlerweile weiter erhöht haben.

Einen ausführlichen Bericht sowie alle Tipps & Infos für einen sicheren und erfolgreichen Ticketkauf findet Ihr hier!

Tickets über die offizielle Liverpool FC Webseite

Da mir die Agenturpreise aber diesmal zu hochpreisig waren, habe ich mich entschlossen es auf dem regulären Weg zu probieren. Als erstes muss man hierzu eine Mitgliedschaft beim LFC abschließen. Ich habe mich für die “Light Membership” (26,99£) entschieden, da man hier die theoretische Möglichkeit bekommt auf ein Kontingent von mindestens 10.000 Karten pro Premier League Spiel zuzugreifen.

Es gab in der Saison 2019/2020 zwei große Ticketverkaufsphasen: die Erste im Juli für alle Hinrunden-Heimspiele und die zweite im November für alle Rückrunden-Heimspiele. Der Onlineverkauf startete jeweils um ca. 8 Uhr Ortszeit (also 9 Uhr deutscher Zeit). Man sollte schon etwas früher auf die Seite gehen um die Chance zu erhöhen weiter vorne in der Warteschlange zu landen.

Beide Male befand ich mich ca. 2 Stunden in der Warteschleife. Beim Hinrunden-Verkauf habe ich leider den Moment als ich zum Ticketportal weitergeleitet wurde verpasst, da ich aus terminlichen Gründen nicht die ganze Zeit an meinem Laptop verbringen konnte.

Beim Verkauf für die Rückrunden-Tickets konnte ich es mir zeitlich besser einrichten und hatte stets ein Auge auf den Fortschrittsbalken. Als ich dann endlich an der Reihe war, gab es nur noch für eines der Heimspiele Tickets – glücklicherweise genau für das gegen Sheffield United, welches ich auch besuchen wollte!

Es gab für die Begegnung noch Karten in fast allen Kategorien. Die Preise reichen in der Saison 2019/2020 von 37-59£. Ich entschied mich für den Platz im Lower “Sir Kenny Dalglish” Main Stand für 53£. Mit einer “Light Membership” ist man berechtigt eine einzelne Eintrittskarte zu ordern. Wenn ich es richtig verstanden habe, könnt Ihr Euren Account aber mit dem eines Freundes verknüpfen und somit in einer Bestellung zwei Plätze nebeneinander ordern. Im Zweifelsfall vorher nochmals nachfragen.

Unterm Strich habe ich nun insgesamt (Mitgliedschaft + Eintritt) für einen hervorragenden Sitzplatz beim Abendspiel im Anfield Stadion 80£ bezahlt. Bei Agenturen oder Ticketplattformen hätte ich mindestens das doppelte bis dreifache bezahlen müssen und für die sog. “Hospitality Packages” mit Loungezugang, Essen und Betreuung sogar nochmal mehr.

Anreise und Sightseeing in Liverpool

Wenn man von Deutschland nach Liverpool reist, so fliegt man meistens nach Manchester. Vom Flughafen kann man einen direkten Zug zur Liverpool Lime Street Station nehmen. Die Fahrtzeit beträgt ca. 1,5 Stunden. Wenn ihr schon im Voraus ein günstiges Zugticket kaufen möchtet, könnt Ihr das über die offizielle Seite der National Rail tun.

Es lohnt übrigens sich auch die Stadt näher anzuschauen. Sehenswürdigkeiten gibt es genügend. Das Highlight sind die Albert Docks – ein schön renoviertes Hafenviertel mit Restaurants, Museen und Geschäften. Musikfans sollten hier unbedingt einen Abstecher in die „Beatles Story“ machen, um auf den Spuren der legendären Band aus Liverpool zu wandeln. Um die besten Songs der „Pilzköpfe“ live zu hören geht man abends in den Cavern Club.

The Park Pub, Liverpool

This is Anfield

Wenn man sich ein Spiel des LFC anschaut, sollte man genug Zeit mitbringen um schon frühzeitig zum Stadion anzureisen. Anfield ist nicht nur ein Stadion – es ist ein Gefühl!

Anfahrt: Aus der Innenstadt gelangt Ihr ganz einfach mit den Buslinien 917 (von St John’s Lane), 26 oder 27 (von Liverpool ONE bus station) zur Anfield Road. (Stand: Januar 2020)

Schnappt unbedingt die Atmosphäre rund um das Stadion auf, besucht das Hillsborough Memorial, welches nach dem Umbau nun an der 96 Avenue platziert ist, und macht ein Foto vor dem weltberühmten Eingangstor mit der Aufschrift “You´ll never walk alone”. Wenn man möchte kann man sogar einen Spaziergang durch den Stanley Park zum oben erwähnten Goodison Park Stadion machen, welches nur 1,3km entfernt liegt. Und bei einem der vielen Fanartikel-Verkäufer könnt Ihr Euch zur Erinnerung einen Match-Schal mit Datum und Spielbegegnung kaufen.

Schon drei Stunden vor Spielbeginn herrschte reges Treiben rund um Anfield. Nachdem wir ein paar Filmaufnahmen für unseren Highlight-Teaser vom Spieltag an der Anfield Road gemacht hatten, sind wir erstmal in den Arkles Pub eingekehrt. Pub-Hopping bietet sich übrigens hervorragend an, wenn man ein Spiel des Liverpool FC besucht. In nächster Nähe zum Stadion befinden sich gleich drei lohnenswerte Pubs, in denen man mit ein paar Pints vorglühen kann.

Pubs am Anfield-Stadion:

– The Arkles
– The Albert
– The Park

Wir empfehlen vor Spielbeginn die Pubtour in “The Park” abzuschließen, da hier richtig gute Stimmung herrscht und schon gemeinsam die ersten Lieder angestimmt werden.

Anfield Road, Liverpool - Sheffield United

Gänsehautstimmung und Flutlichtfieber

Wenn es einen messbaren Wert für Flutlichtfieber gäbe, so lag dieser definitiv im roten Bereich als die Hymne “You´ll never walk alone” durch Anfield schallte. Es ist genau dieser Gänsehaut-Moment den jeder Groundhopper und Fußballfan einmal erleben möchte.

Was danach folgte waren 90 Minuten pure Dominanz der Reds. Nachdem bereits nach vier Minuten der Ball direkt vor meinen Augen im Netz zappelte (Salah) folgte spielerische Extraklasse auf allerhöchstem Niveau. Bisher hatte es noch kein Team geschafft den unangenehmen Aufsteiger aus Sheffield (zwischenzeitlich Platz 5 in der Liga) über die komplette Spielzeit so in Schach zu halten.

Halbzeit Zwei brachte Liverpool weitere Großchancen und Mané machte in der 64. Minute mit dem 2:0 vor der legendären Fantribüne “The Kop” alles klar. Auf den Rängen wurde es danach etwas ruhiger, was bei so einem Spielstand für die meisten englischen Stadien aber relativ üblich ist.

Liverpool setzte seine unglaubliche Serie fort und schaffte es mit dem Heimsieg gegen Sheffield United ein komplettes Kalenderjahr am Stück ungeschlagen zu bleiben. Wenn es so weitergeht können wir am Ende der Premier League Spielzeit 2019/2020 erzählen, dass wir in der historischen Meisterschaftssaison unter Jürgen Klopp ein Spiel an der Anfield Road live erleben durften. Aber wie man als Groundhopper weiß, geht es nicht um Titel und Triumphe, sondern um Erlebnisse. Und die des ersten Spieltages im Jahre 2020 an der Anfield Road werden wir für immer in Erinnerung behalten!

Groundhopping in den USA – mehr als nur Sport

It´s Showtime!

Wenn es um Entertainment geht, sind die USA schon immer Vorreiter gewesen. Egal ob Kino, TV, Konzerte, Theater oder eben auch Sport – die US-Amerikaner wissen sich und ihr Produkt wirkungsvoll in Szene zu setzen. Und das Publikum nimmt es enthusiastisch entgegen. Genau das macht Groundhopping in den USA so attraktiv: Die ausgelassene Freude der Amerikaner am Event. Der Spaß am Erlebnis! Sport ist Entertainment – und der Zuschauer will unterhalten werden. Das gelingt bei fast jeder US-Sportart in nahezu jedem Stadion.

University of Phoenix Stadium, Arizona Cardinals – San Diego Chargers

Weitläufige und vielfältige Spielwiese für Stadion-Sammler

Als flächenmäßig drittgrößtes Land der Erde bieten die Vereinigten Staaten genügend Platz für so einige Schmuckkästchen der Superlative. Und da der Stellenwert von Sport schon immer sehr hoch war, finden sich in jeder mittleren bis größeren Stadt nicht nur eine Sportstätte.

Folgend findet Ihr die Top 5 US Profisportarten, die dazugehörige Liga und Anzahl der Teams (Stand Oktober 2019):

American Football (NFL – 32 Teams)
Baseball (MLB – 30 Teams)
Basketball (NBA – 30 Teams)
Eishockey (NHL – 31 Teams)
Soccer (MLS – 24 Teams)

Insgesamt kommt man so auf 147 Profi-Teams!
Nimmt man jetzt noch die ganzen Collage, Minor League und Frauen Mannschaften hinzu, hat man eine schier unzählige Auswahl an Teams und Stadien, die man besuchen kann.

Meist handelt es sich um spektakuläre Sportstätten mit enormen Fassungsvermögen, die von ihrer Architektur, Ausstattung sowie Komfort auf dem allerneuesten Stand sind.

Tipp: Was die Stimmung betrifft schaffen es aber gerade die Football College-Spiele zu überzeugen. Das (meist jüngere Publikum) ist ausgelassener und die Preise für Tickets, Essen, Getränke und Merchandising-Artikel sind oft deutlich günstiger. Was die Kapazität und Auslastung der Stadien angeht, können sie meist locker mit den Profis mithalten oder übertreffen diese sogar!

New York Knicks, Madison Square Garden, New York

Tickets für die US Sportarten

Es ist relativ leicht an Karten für Spiele in den nordamerikanischen Profiligen zu kommen. Man muss sich nicht auf jeder Team-Webseite extra registrieren, da die Tickets über zentrale Plattformen angeboten werden. Diese dienen auch gleichzeitig als Reseller-Plattform, über die man seine Plätze wieder verkaufen kann.

Hier die zwei Anbieter, die wir mehrfach genutzt haben und nach unseren Erfahrungen uneingeschränkt empfehlen können:

ticketmaster.com
VividSeats.com

Ticketmaster hat meist offizielle Kooperationen mit den Ligen sowie Teams und ist Marktführer.

VividSeats ist mehr eine Reseller Plattform, bei der wir bei den letzten Bestellungen im Vergleich sogar leicht günstiger weggekommen sind!

Je nach Sportart, Team, Begegnung oder Saisonphase variieren die Preise sehr. So kann man bspw. schon für 10-20$ ein Baseballspiel in der sog. „Regular Season“ sehen, zahlt für ein Top-Spiel in der NFL aber auch mal schnell 120-200$ Reseller-Preise für die günstigste Kategorie. Zudem muss man noch die relativ hohen Kosten für Essen und Getränke rechnen. Wenn man dann noch dem Fan-Shop einen Besuch abstattet, kann es schon mal teuer werden.

Aber eines darf man nicht vergessen: Man erkauft sich nicht einfach den Eintritt für ein Sportereignis. Die Vorfreude, das Spektakel drumherum und das (hoffentlich) unvergessliche Gesamterlebnis, welches einem keiner mehr nehmen kann, sind am Ende unbezahlbar. Wir haben es (unabhängig vom Preis) jedenfalls noch nie bereut!

Yankees Stadium, New York City - Nacht

Patriotismus, Kommerz und Mega-Show

Was kann man erwarten? Wenn man es richtig angeht,einiges! Auch Erleben will gelernt sein. Kommt nicht erst in letzter Minute ins Stadion. Nehmt Euch Zeit, um die Atmosphäre um die Eventstätte herum aufzuschnappen. Besucht vorher noch eine Sportsbar, sprecht mit den lokalen Fans und trinkt ein Bier mit ihnen. US-Amerikaner sind so ziemlich immer aufgeschlossen, freundlich und interessiert gegenüber fremden Leuten. Nur das Thema Politik sollte man meiden. Aber wenn es um Sport geht, kommt man schnell ins Gespräch.

Beim sog. “Tailgating” werden schon Stunden vor Spielbeginn auf den Parkplätzen vor dem Stadion die Autos und Trucks geparkt, um aus dem Kofferraum alkoholische Kaltgetränke und Essen zu konsumieren. Viele bauen auch eigens mitgebrachte Zelte vor ihren Fahrzeugen auf, um in größeren Gruppen zu grillen und Party zu machen. Wenn man nicht zu schüchtern ist, kann man versuchen bei der ein oder anderen Tailgate-Party Anschluss zu finden. Spaß ist hier definitiv garantiert!

Man sollte dabei aber nicht vergessen die Plätze frühzeitig einzunehmen, da es oft noch etwas Entertainment oder patriotische Ehrungen im Vorprogramm gibt. Spätestens die obligatorische Nationalhymne vor Beginn jeder Begegnung und die meist spektakuläre Mannschaftsvorstellung sollten für den absoluten Gänsehautmoment sorgen.

Ob Feuer- oder Licht-Show, Mega-Choreo oder live gesungener Hymne, Halbzeit-Entertainment oder Kiss-Cam: es wird eine Menge Spektakel geboten. Und mittendrin gibt es dann ja noch das Sportereignis…!

Edinburgh-Derby zum 100. Stadionjubiläum: Hibs gegen Hearts

Traditionsduell an der Easter Road

Wenn in Edinburgh das Team Hibernian (Hibs) auf Heart of Midlothian (Hearts) trifft, dann handelt es sich um eines der ältesten Fußballderbys der Welt. Bereits über 300(!) Mal trafen beide Teams wettbewerbsübergreifend aufeinander. Ein absolutes Muss für jeden Groundhopper und Fußballromantiker. Die erste offizielle Begegnung fand am 29. September 1877 im Rahmen des Scottish FA Cups statt und endete 0:0. Wir hatten die Ehre dem 280. Ligaspiel der beiden ewigen Stadtrivalen im Easter Road Stadion beizuwohnen – gleichzeitig war das Edinburgh-Derby unser 100. Stadionjubiläum von FLUTLICHTFIEBER!

Reise ins Mittelalter

Es war nicht unser erster Besuch in Edinburgh. Jedoch hatten wir hier noch kein Fußballspiel gesehen und waren beim letzten Groundhopping-Trip in Schottland auf der Durchreise nach Glasgow zum Celtic Park. Wer noch nie in der mittelalterlichen Altstadt auf der Royal Mile Richtung Edinburgh Castle geschlendert ist oder den grandiosen Ausblick vom Arthur’s Seat oder Calton Hill über die Stadt aufs Meer erleben durfte, sollte dies dringend nachholen. Alle Sightseeing Hotspots sind problemlos zu Fuß erreichbar.

Dudelsackspieler in Edinburgh, Schottland

Mit ungefähr 3,5 Millionen Besuchern im Jahr zählt die Stadt zu den meistbesuchten Destinationen im Vereinigten Königreich. Und das völlig zu Recht! Für uns ist es eine der schönsten und spannendsten Städte Europas – auch ganz ohne Fußball.

Das Derby zwischen den Hibs und den Hearts war natürlich schon längst ausverkauft und es gab im Vorfeld keine (offiziellen) Möglichkeiten an Tickets zu gelangen. Da bei unserem dritten Besuch in Edinburgh aber ausgerechnet das traditionsreiche Stadtderby angesetzt war, durften wir diesmal natürlich nicht ohne Stadionbesuch die Heimreise antreten.

Gut zwei Stunden vor Spielbeginn machten wir uns auf den Weg zur Easter Road, dem Stadion von Hibernian. Inmitten von Häuserblocks eingebettet und direkt neben einer Kirche ragen die auffällig grünen Streben der Hibs-Heimstätte empor. Das beste Fotomotiv vom Stadion kann man übrigens vom Arthur’s Seat aus schießen (siehe Fotogalerie!).

Die verzweifelte Suche nach Tickets

Die sandsteinerne Tageskasse hatte zwar bereits obligatorisch geöffnet, jedoch waren auch hier keine Karten mehr verfügbar und man machte uns keine Hoffnung, dass sich dies noch ändern sollte. Auch wenn wir auf unserer Webseite vom Straßenhandel aus verschiedenen Gründen abraten, mussten wir dieses Risiko diesmal leider eingehen. Wir liefen die Straßen um das Stadion herum ab und sprachen mit allen, die irgendwie nach schottischen Fußball-Fans aussahen. Also jedem! Aber auch hier war nichts zu machen. Zurück auf der Hauptstraße mehrten sich schon die Anhänger beider Fanlager und füllten die Pubs. Durch die Bierlaune und Fangesänge stieg bei uns weiter die Vorfreude und der Ehrgeiz unbedingt Eintrittskarten für das Edinburgh Stadtderby zu ergattern.

Easter Road - Hibernian FC, Edinburgh - Tickets

Zurück am Easter Road Stadion probierten wir es vor dem South Stand, dem Auswärtsblock der Hearts bei einem Fanartikel-Verkäufer. Wir kamen ins Gespräch (hauptsächlich über Jürgen Klopp) und tatsächlich konnte er uns einen Bekannten vermitteln, der uns kurze Zeit später zwei Karten für den ebenfalls ausgebuchten Auswärtsblock verkaufte. Anstelle der ausgewiesenen 30 Pfund mussten wir das Doppelte hinlegen. Um es uns schön zu reden: Im Vergleich zur englischen Premier League ein regulärer Eintrittspreis…

Schottische Stimmungs-Schlacht

Das Edinburgh-Derby in der Premiership – der höchsten schottischen Spielklasse – fand bei schönstem Sonnenschein statt. Das Stadion füllte sich wie so typisch auf der Insel erst kurz vor dem Anpfiff. Als der Ball dann rollte war die Easter Road bis auf den letzten Platz gefüllt und die Stimmung schon am Anschlag.

Das Spielniveau mag nicht besonders hoch gewesen sein, jedoch war die Begegnung (besonders in der zweiten Hälfte und der Schlußphase) an Spannung kaum zu überbieten. Nachdem die Auswärtsfans der Hearts in unserem Block einen gehaltenen Elfmeter bejubeln durften, stand kurze Zeit später das Stadion an der Easter Road beim Führungstreffer der Hibs komplett Kopf. Die schottischen Fangesänge und Schlachtrufe waren wahrscheinlich bis auf den Arthur’s Seat zu hören. Gänsehaut pur!

Sechs Minuten vor Schluss explodierte dann wieder unser Block als der Ausgleichstreffer zum 1:1 fiel. Weitere gute Chancen hätten den Hearts sogar noch den Sieg einbringen können. Letztendlich trennte man sich auf dem Platz sowie stimmungsmäßig auf den Rängen verdient unentschieden – genau wie damals am 29. September 1877.
Easter Road - Hibernian FC - Heart of MidlothianDas Edinburgh-Derby an der Easter Road war nicht nur ein besonderes und stimmungsvolles Groundhopping-Erlebnis sondern auch ein würdiger Fußballnachmittag für unser Groundhopping-Jubiläum. Danach ging es dann zum Pub-Hopping in die mittelalterliche Altstadt, wo wir auf unser 100. Stadion anstießen.

4 Spiele in 2 Tagen – Groundhopping in Belgien und Frankreich

Ein Fußball-Wochenende mit Jubiläum

Bisher hatten wir Fußballspiele in 19 verschiedenen Nationen gesehen. Für unseren 20. Länderpunkt haben wir uns für eine Fußballreise in das Nachbarland Belgien entschieden. Neben den vielen Bier-Spezialitäten, hervorragender Schokolade und leckeren Waffeln gibt es in der Jupiler Pro League für Groundhopper aber auch attraktiven Erstliga-Fußball zu sehen. Und als Sahnehäubchen besuchten wir dann noch das Topspiel der französischen Ligue 1 zwischen dem OSC Lille und Montpellier HSC, direkt hinter der belgischen Grenze.

Kleines Land und kurze Wege

Belgien bietet aufgrund seiner Größe für Groundhopper beste Bedingungen. Die Stadien sind oft nur wenige Kilometer voneinander entfernt und so ist es im besten Fall möglich zwei Spiele innerhalb von vier Stunden zu sehen.

Wir sind mit dem Auto in den Westen von Belgien gefahren und haben folgende Stationen besucht:

Die vier Stadien liegen alle auf einer Achse mit einer Gesamtstrecke von gerade einmal gut 50km.

Gent – die Perle in Flandern

Da das erste Spiel erst abends in Kortrijk anstand, hatten wir noch genügend Zeit um einen Sightseeing-Stop in der Stadt Gent zu machen. Ein Ort, den wir ohne unsere Fußballreise nach Belgien wahrscheinlich nie angesteuert hätten. Man weiß eigentlich gar nicht, wo man in dieser wunderschönen Stadt zuerst hinschauen soll.

Die Kamera sollte man immer griffbereit haben, wenn man durch die historischen Gassen an den mittelalterlichen Häuserfassaden vorbei über die zahlreichen Brücken schlendert. An jeder Ecke erwarten einen die berühmten Chocolaterien, kleine Cafés und gemütliche Restaurants. Und plötzlich steht man mitten in der Altstadt vor der mächtigen Grafenburg, einer der größten Wasserburgen Europas. Den wohl prächtigsten Blick hat man von der St.-Michael-Brücke aus – spätestens jetzt weiß man warum Gent “die stolze Stadt” genannt wird. Auch ohne Fußballspiel ein absolutes Highlight unserer Reise!

Gent - St.-Michael-Brücke

Kortrijk und Waregem

Gegen Nachmittag fuhren wir dann zu unserem ersten Abendspiel, welches um 18:00 angepfiffen werden sollte. Im Guldensporenstadion standen sich die Tabellennachbarn KV Kortrijk (9.) und RC Sporting Charleroi (10.) gegenüber. Das kompakte, kleine Stadion erinnerte uns gleich an den Griffin Park in Brentford, London. Generell kann man sagen, dass die belgischen Fußballstadien den englischen oft sehr ähneln.

Wir hatten uns Stehplatztickets für 14€ besorgt und standen mitten im Block der Heimfans. Während des Spiel konnten wir uns frei bewegen und sogar die meiste Zeit direkt an der Bande am Spielfeldrand neben der Eckfahne verbringen.

Das Spielniveau war überraschend gut und wir sahen ein chancenreiches Spiel mit vielen Torraumszenen auf unserer Seite. Nur den Last-Minute Sieg in der Nachspielzeit von Sporting Charleroi haben wir leider verpasst, da wir aufgrund des nächsten Spiels schon früher das Stadion verlassen mussten.

Ca. 18km entfernt liegt an einem kleinen See das Regenboogstadion in Waregem. Hier fand um 20:00 Uhr das zweite Spiel des Abends zwischen SV Zulte Waregem und VV St. Truiden statt. Das Stadion ist ein ziemlicher Flickenteppich mit unterschiedlich hohen Tribünen – eine Mischung aus englischem Fußball- und amerikanischem Baseball-Stadion. Aber auf seine Art einzigartig und durchaus interessant.

Wir hatten diesmal Sitzplätze für 18€ in der 4. Reihe der Längsseite gebucht und saßen direkt hinter den Trainerbänken. Die Sicht aufs Spielfeld war somit mäßig, aber wir hatten einen tollen Blick auf die steile Tribüne der Heimfans, die richtig gut Stimmung machten. Auch im Regenboogstadion konnten wir uns frei bewegen und so begaben wir uns in der zweiten Halbzeit in den Oberrang, ohne dass unser Ticket dort kontrolliert wurde.

Von hier aus sahen wir erneut ein offenes Spiel in dem es hin und her ging. Wäre die Chancenverwertung besser gewesen, hätte es am Ende 5:5 stehen können. So blieb es jedoch bei einem gerechten 1:1 Unentschieden. Und insgesamt war die Stimmung bei dieser Begegnung deutlich besser.

Guldensporenstadion Fanblock - KV Kortrijk, Belgien

Abstecher nach Frankreich

Direkt nach dem Spiel fuhren wir wieder zurück Richtung Kortrijk und weiter über die Grenze ins französische Lille. Nachdem wir für 68€ im Ibis Lille Centre Grand Palais eingecheckt hatten, gingen wir noch in die kultige Bar La Capsule, um uns durch die vielen verschiedenen, frisch gezapften Biersorten zu testen. Ein gelungener Abschluss des ersten Tages unserer Fußballreise.

Den Sonntagvormittag nutzen wir um uns die sehenswerte Altstadt von Lille anzuschauen und ausgiebig zu frühstücken. Danach fuhren wir zum Stade Pierre-Mauroy, welches 2012 eröffnet wurde und über ein verschließbares Dach verfügt. Hier fanden insgesamt sechs Spiele der Fußball-EM 2016 statt – darunter zwei der deutschen Nationalmannschaft.

Das Stadion überzeugt durch seine luftig leichte Strebenkonstruktion und erinnert an ein modernes Einkaufszentrum. Von den oberen Zugangsbereichen im Stadion hat man so einen schönen Blick auf die Stadt. Auch im Inneren bietet das Stadion höchsten Komfort und beste Sicht von allen Sitzreihen. Für einen guten Platz in der Ecke des Oberrangs zahlten wir preiswerte 22€ pro Person.

Aufgrund der Tabellensituation der beiden Teams (Zweiter gegen Fünfter) erwarteten wir das Kracherspiel unseres Trips. Die knapp 40.000 Zuschauer im Stade Pierre-Mauroy waren ebenfalls voller Vorfreude. Beide Sturmreihen starben jedoch den absoluten Chancentod und am Ende war es das enttäuschendste unserer Spiele, welches folgerichtig nur torlos ausgehen konnte.

Stade Pierre-Mauroy, OSC Lille - Frankreich

Zugabe in Mouscron

Diese Enttäuschung konnten wir nicht auf uns sitzen lassen und so wollten wir unsere Fußballreise nach Belgien und Frankreich nicht enden lassen. Erneut checkten wir unsere Groundhopping-App und entschieden uns das vierte Spiel innerhalb von zwei Tagen zu besuchen. Wir fuhren wieder zurück über die Grenze nach Belgien zum Abendspiel der Jupiler Pro League im Stade Le Canonnier in Mouscron. Royal Excelsior Mouscron empfing dort unter Flutlicht Cercle Brügge.

Auch dieses belgische Stadion inmitten einer Wohngegend erinnerte uns wieder sehr an unsere Fußballreisen nach Nordengland. Weil wir vor Spielbeginn noch Zeit totschlagen mussten, schlenderten wir auf der Suche nach etwas zu Essen durch die tristen und leeren Straßenzüge mit den typischen Klinkerhäusern. Weit und breit kein Mensch – geschweige denn ein Restaurant. Das einzige Geräusch waren die Rollläden, die nach und nach geschlossen wurden. Also endeten wir in einer Eckkneipe in der Nähe des Stadions, in der es leider kein Essen aber immerhin gutes Bier gab.

Nach sehr langer Zeit kauften wir uns mal wieder Eintrittskarten an der Tageskasse. Da die Spiele in Belgien oft nicht ausverkauft sind, also gar kein Problem. Für 14€ bekamen wir wieder Stehplatz-Tickets im Fanblock. Der Hunger wurde mit einem leckeren Burger gestillt und danach ging es an mehreren Vorgärten vorbei, die direkt an die Stadiontribüne angrenzen.

Schräg hinter dem Tor, direkt am Spielfeldrand verfolgten wir unser letztes Flutlichtspiel dieser anstrengenden, aber sehr erlebnisreichen Groundhopping-Reise nach Belgien und Frankreich. Das Heimteam schenkte uns zum Abschluss nochmal drei Tore auf unserer Seite. So konnten wir mit 4 Spielen in zwei Tagen einen eigenen Rekord aufstellen und auf unseren 20. Länderpunkt anstoßen.

Was einen beim Groundhopping in Belgien erwartet:

  • Kurze Distanzen zwischen den Spielstätten
  • Günstige Ticketpreise
  • Oft kleine Stadien, in denen man direkt am Spielfeldrand stehen oder sitzen kann
  • Eine riesen Auswahl an Bier
  • Stadien leider meist nicht ausverkauft

Stade Le Canonnier, Royal Excelsior Mouscron - Belgien

Dahoam is Dahoam – die Fußballstadien der Stadt München

Groundhopping der Bayern

Rekordmeister, Rekordpokalsieger, Rekordumsätze – es gibt eigentlich kaum eine Statistik, die der FC Bayern München nicht anführt. Es ist zweifelsohne der mit Abstand erfolgreichste Verein im deutschen Fußball, der unzählige große Spieler hervorbrachte. Selbst die Anzahl der heimischen Stadien in denen die Bayern schon gespielt haben ist rekordverdächtig hoch. Ab der Vereinsgründung kurz nach der Jahrhundertwende spielte man auf vier verschiedenen Plätzen (u.a. auch auf der Theresienwiese, wo das Oktoberfest stattfindet), bis man 1907 ins Stadion an der Äußeren Leopoldstraße zog.

Von 1922-1925 ging das Groundhopping der Bayern weiter und man wechselte zwei weitere Male die Spielstätte. Danach begann die Ära im Stadion an der Grünwalder Straße – nun wieder die Heimat des TSV 1860 München – wo man 47 Jahre lang seine Heimspiele austrug. Zu dieser Kultstätte im Stadtteil Giesing kommen wir später noch.

Olympiastadion München (69.250 Plätze)

Am 28. Juni 1972 trug der FC Bayern sein ersten Heimspiel im Olympiastadion München aus und nahm nach dem 5:1 Erfolg gegen Schalke 04 zum dritten Mal in der Vereinshistorie die Meisterschale entgegen. Es sollte nicht die letzte Meisterfeier in diesem architektonisch einzigartigen Bauwerk mit dem markanten Zeltdach werden…

Kurze Zeit später zog dann auch der Stadtrivale und damalige Zweitligist 1860 in das zu den Olympischen Spielen erbaute Stadion ein. Im August 1973 stellte man sogar den bis heute bestehenden Zuschauerrekord mit geschätzt über 90.000 Besuchern im Regionalligaspiel (!) gegen den FC Augsburg auf. Bis 2005 pendelten die Löwen unregelmäßig zwischen Olympiastadion und dem Stadion an der Grünwalder Straße.

Neben den 38 Stadtderbys und zahllosen Bundesligaspielen fanden im Münchner Olympiastadion auch nationale Pokal- sowie Europapokal-Endspiele statt. Unvergessen ist das WM Finale ´74 zwischen Deutschland und den Niederlanden (2:1). 1988 konnten die Holländer dann auch endlich jubeln, als sie an selber Stelle das Europameisterschaftsfinale gegen die Sowjetunion mit 2:0 gewinnen konnten.

Olympiastadion München

Obwohl heute keine Fußballspiele mehr im Stadion ausgetragen werden, so wird die historische Sportstätt weiterhin als Allzweckarena für Konzerte, Public Viewing und andere Großveranstaltungen genutzt. Zusätzlich zu einer Stadionbesichtigung kann man eine Kletter-Tour auf dem Zeltdach buchen oder auch mit dem “Flying Fox” quer durch das Stadion fliegen.
Der zentral gelegene Olympiapark lädt zudem als Naherholungsgebiet zu weiteren Aktivitäten oder einfach nur zum Entspannen ein. Vom “Olympiaberg” hat man einen tollen Rundblick auf die Stadt und bei gutem Wetter sieht man bis in die Alpen. Für Architekturfans und Sportbegeisterte ist der Besuch ein absolutes Muss!

Allianz Arena – das “Schlauchboot” im Norden von München (75.024 Plätze)

Die aktuelle Heimat des FC Bayern befindet sich seit 2005 am nördlichen Stadtrand von München und bietet Platz für bis zu 75.000 Zuschauer. Das “Schlauchboot” – wie es von manchen liebevoll genannt wird – entfaltet seine Attraktivität aber erst so richtig, wenn es langsam dunkel wird. Dann nämlich erstrahlen die 2.760 rautenförmige Kissen der Außenhülle – meistens im charakteristischen Rot der Bayern. Für das einzigartige Leuchtspektakel sorgen 380.000 verbaute LED-Lampen, die je nach Ereignis die unterschiedlichsten Farben darstellen können.

Bis zum Saisonende 2016/17 leuchtete die Allianz Arena jedes zweite Wochenende auch im Blau des TSV 1860 München, mit denen sich die Bayern das Stadion teilten. Jedoch mussten die “Löwen” nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga Ihre Anteile an die Bayern verkaufen und somit ist der Rekordmeister nun der alleinige Eigentümer der Spielstätte. Jetzt ist auch der Innenraum farblich komplett an das Design des FC Bayern angepasst und es prangern das Logo, der Vereinsname sowie der trotzig bayerische Leitspruch “Mia san Mia” quer über den Sitzreihen.

Aus unseren vielen Besuchen in den unterschiedlichsten Ebenen, Blöcken, Steh- und Sitzreihen sowie den Business- und Lounge-Bereichen kann ich sagen, dass wirklich von jedem Platz im Stadion eine hervorragende Sicht aufs Spielfeld gewährleistet ist. Es handelt sich um eine der modernsten und best ausgestatteten Arenen, die ich je besucht habe. Das perfekte Stadion für einen “Big City Club”!

Allianz Arena, München: Deutschland - Frankreich

Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann der lange Laufweg von der U-Bahn bis zum Stadion, der den Andrang beim Einlass etwas entzerren soll. Dieser ist nicht nur aufgrund der hohen Anzahl der Zuschauer immens groß, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass das Stadion lediglich von einer Seite zugänglich ist. Erst vor kurzem wurde ein separater Zugang zum Gästeblock geschaffen, der zwar der besseren Trennung der Fangruppierungen dient, jedoch den Andrang nicht merklich entlastet.

Bezüglich der viel kritisierten Stimmung bei den Bayern-Spielen muss man etwas differenzieren. Im Ligaalltag ist tatsächlich eine gewisse Sättigung der Fans zu spüren, was natürlich auf die Atmosphäre schlägt. Auf den “Stimmungsblock” im Stehbereich ist jedoch Verlass, auch wenn die Gästefans auf der 3. Ebene unterm Dach oft am lautesten zu hören sind. Im europäischen Vergleich mit den Topmannschaften der anderen großen Ligen sehe ich die Bayern (und die Bundesliga generell) aber klar vorn. Und wer es schafft sich ein Ticket für die Champions League Playoffspiele zu ergattern, der kann sogar eine richtig gute Europapokal-Party erwarten.

Neben den vielen Meisterschaften, die der FC Bayern München in der Allianz Arena bereits feiern durfte, war das Stadion u.a. Austragungsort für das WM-Eröffnungsspiel des Sommermärchens 2006 und des Champions League Finals 2012 (“Finale Dahoam”), welches die Bayern dramatisch nach Elfmeterschießen gegen den Chelsea FC verloren. Die nächsten Großereignisse stehen bereits an und so darf sich die Arena auf alle Gruppenspiele der Deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2020 sowie das Champions League Finale 2022 freuen. Zudem bekam München bereits den Zuschlag als Austragungsort für die Fußball-Europameisterschaft 2024 und gilt sogar als möglicher Kandidat für das Finale.

Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße (15.000 Plätze)

Auch wenn es das kleinste der hier behandelten Stadien ist, so ist es definitiv die traditionsreichste Spielstätte der bayerischen Landeshauptstadt. Wie schon in der Einleitung erwähnt, bot es für beide großen Münchner Vereine ein zu Hause und war bis zum Bau des Olympiaparks die wohl wichtigste Sportstätte der Stadt. Dieses Stadion riecht regelrecht nach Fußball und hat im Gegensatz zu den großen Eventarenen seinen ursprünglichen Charme komplett erhalten.

Vom TSV 1860 München 1911 erbaut, im zweiten Weltkrieg zerstört und wiedererrichtet, bis heute unzählige Male renoviert, ist das Stadion an der Grünwalder Straße in seinen Grundrissen nahezu unverändert geblieben. Die zentrale Lage inmitten der Häuserreihen im Stadtteil Untergiesing-Harlaching am Mittleren Ring ermöglicht es Bewohnern aus dem Umkreis zu Fuß mit einer Flasche Bier in der Hand zum Fußballspiel zu schlendern.

Stadion an der Grünwalder Straße, München - 1860 Fankurve

Nach der Zeit in der Allianz Arena sind die Anhänger der Löwen froh wieder in ihr “Sechzgerstadion” pilgern zu dürfen. Hier durfte man 1966 die bislang einzige Meisterschaft feiern. Sogar der große Pelé gab sich die Ehre, als er mit dem FC Santos in Giesing auflief und am 27. Mai 1960 die Löwen in einem Freundschaftsspiel mit 9:1 bezwang.

Fußballromantiker bekommen jedesmal leuchtende Augen, wenn die Ziffern der berühmten Anzeigetafel per Hand umgeschlagen werden, sobald ein Tor gefallen ist. Auch diese schöne Tradition hat man sich bis heute erhalten. Die Kultstätte an der Grünwalder Straße lässt das Herz eines jeden Groundhoppers höher schlagen und ist ein absoluter Pflichtbesuch für Fußballfans. Unser Tipp: Vor dem Spiel um die Ecke ins Giesinger Bräu und mit den leidenschaftlichen Sechzger Fans zusammen vorglühen. In diesem Sinne: Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!

Quellen: wikipedia.de, fcbayern.com, muenchen.de

Estádio da Luz, Lissabon: Endspiel um das große Geld

Estádio da Luz – zu Gast in Lissabon

Lissabon: Kreativ, bunt, delikat, gastfreundlich. Und die Stadt in der Christiano Ronaldo zum Fußballprofi wurde. Schon nach einem Tag in der hügeligen Stadt am Tejo weiß man, warum Lissabon zu den lebenswertesten Hauptstädten Europas gehört. Die lebensfrohe und ebenso entspannte Art der Einheimischen überträgt sich sofort. Wenn man Lissabon richtig erleben möchte, sollte man mindestens drei bis vier Tage einplanen. Hetzen ist hier nicht erlaubt!

Der Flughafen ist lediglich 10km von der Innenstadt entfernt und verkehrstechnisch sehr gut angebunden. In der Stadt angekommen, empfehlen wir Lissabon zu Fuß zu erkunden – daher unbedingt auf bequemes Schuhwerk achten! Jedoch ist eine Fahrt in der historischen Tram 28 ebenso ein absolutes Muss.

Ob Pasteis (Blätterteigtörtchen mit Pudding) im Stadtteil Belém, ein Glas Portwein am Tejo oder Fado (traditionelles Klagelied) in den Gassen der Altstadtviertel Alfama oder Bairro Alto – Lissabon muss man genießen. Ein besonderer Tipp ist der Sonnenuntergang von Miradouro da Graça aus. Hier hat man einen gewaltigen Blick über die gesamte Stadt und kann den Tag entspannt ausklingen lassen.

Groundhopping in Portugal

Lediglich drei Stunden Fahrt liegen zwischen den beiden Großstädten Porto und Lissabon. Diese Tatsache macht Groundhopping in Portugal extrem attraktiv, da hier gleich vier der Erstligavereine beheimatet sind und man ohne Probleme zwei Spiele an einem Wochenende besuchen kann. Drei der Clubs spielen auch international eine große Rolle:

– Fußballclubs Porto: FC Porto und Boavista
– Fußballvereine Lissabon: SL Benfica und Sporting CP

Wir hatten uns für einen Städtetrip nach Lissabon entschieden und Karten für das allerletzte Saisonspiel im Estádio da Luz von Benfica gegen Moreirense FC besorgt. Dies konnten wir problemlos über die offizielle Webseite des Vereins bestellen. Benfica hatte nur ein paar Spieltage vor Ende der Saison die Meisterschaft im direkten Duell gegen den FC Porto verspielt. Nun lagen sie einen Spieltag vor Schluss punktgleich mit dem Stadtrivalen Sporting auf Platz zwei. Da nur diese Position zur direkten Qualifikation zur Champions League berechtigt, war die Ausgangslage klar: Lediglich ein Sieg gegen Moreirense FC würde sicherstellen, dass man nächstes Jahr in der Königsklasse spielt. So wurde das Saisonfinale von Benfica zum Millionenspiel. Aber obwohl es an diesem Nachmittag um so viel Geld ging, war das Stadion nicht komplett ausverkauft.

Estádio da Luz, Benfica Lissabon

Estádio da Luz – Roter Tempel des Lichts

Das Estádio da Luz wurde für die EM 2004 in Portugal gebaut und war Austragungsort des Endspiels zwischen Portugal und Griechenland (0:1). Das letzte Großereignis im „Stadion des Lichts“ war das dramatische Champions League Finale zwischen Real Madrid und Atlético Madrid (4:1 n.V.) 2014.
Schon von weitem sieht man das leuchtend rote Dachgestänge des Estádio da Luz in den stahlblauen Himmel über Lissabon ragen. Unter der schwebenden Dachkonstruktion mit Ihren 43 Meter hohen, knallroten Bögen erstrecken sich die wellenförmigen Tribünen der über 65.000 Zuschauer fassenden Arena. Durch die luftige Bauweise dringt das typisch diffuse und warme Licht Lissabons ins Stadioninnere und lädt zu rauschenden Fußballnachmittagen ein.

Trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) der prekären Ausgangssituation für Benfica im Fernduell mit Sporting war das Spiel alles andere als berauschend. Der portugiesische Rekordmeister tat sich sehr schwer gegen das extrem tief stehende Moreirense FC. Die Mannschaft aus der kleinen Gemeinde Moreira de Cónegos (gerade einmal knapp 5.000 Einwohner!) tat alles, um die Champions League Teilnahme von Benfica zu verhindern. Erst in der 52. Minute erlöste der Brasilianer Jonas die Heimmannschaft und Ihre Fans durch einen Elfmeter. Da im Parallelspiel der Stadtrivale Sporting sein Spiel sogar verlor, reichte der knappe Sieg gegen die Dorfmannschaft am Ende für die direkte Qualifikation zur Champions League.

Die Stimmung im nicht ganz ausverkauften Estádio da Luz in Lissabon war zwar gut, aber trotz des Erfolges nicht überschwänglich. Man merkte deutlich, dass die Fans in dieser Saison den Meistertitel erwartet haben, den man ein paar Wochen zuvor aus der Hand gegeben hatte. Da wir von der Stadt Lissabon so begeistert waren, werden wir definitiv wiederkommen und uns das nächste Mal eine Begegnung von Sporting im Estádio José Alvalade anschauen. Vielleicht in Verbindung mit einem Besuch in Porto – der Stadt des diesjährigen Meisters.

Kampf um die Königsklasse im Stade Vélodrome, Marseille

Wahrzeichen und Stadion-Ikone – das Stade Vélodrome

Marseille – die zweitgrößte Stadt Frankreichs ist wahrscheinlich nicht der erste Ort, der einem für einen Städtetrip nach Frankreich einfällt. Sollte sie aber – denn die schöne Hafenstadt besticht durch den rauen, aber herzlichen Charme einer Seemannsbraut und überzeugt mit günstigen Preisen. Für Groundhopper ein absoluter Wallfahrtsort, denn hier steht eines der architektonisch herausragendsten Meisterwerke des Stadionbaus: Das Stade Vélodrome.

Wie eine weiße Welle schwappt das Stadion von Olympique Marseille inmitten der pulsierenden Metropole zwischen den anderen Bauten hindurch. Von jedem höheren Aussichtspunkt der Stadt sticht das Stade Vélodrome unverkennbar als zweites Wahrzeichen neben der Kirche Notre-Dame de la Garde hervor, die auf einem Hügel 161m über der Stadt thront. Von hier hat man den besten Blick auf das Stadion und kann die schöne Aussicht auf den Hafen und das Meer genießen.

Bevor es am Sonntagabend zum Topspiel der Ligue 1 gegen den Rivalen aus Lyon ging, nutzten wir den Samstag um die Kulturhauptstadt von 2013 zu erkunden. Durch den lebendigen Trubel auf dem Fischmarkt kämpften wir uns langsam am Hafen und dem alten Rathaus entlang zum 2013 erbauten „Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers“ vor. Das MuCEM zählt schon jetzt zu den 50 meistbesuchten Museen der Welt und besticht durch seine extravagante Optik. Die Dachterrasse lädt bei gutem Wetter zum Sonnenbaden ein und von dort gelangt man über eine Betonbrücke direkt zum Fort Saint-Jean im alten Hafen.

Den Sonnenuntergang sollte man vom Palais du Pharo aus erleben, wenn sich die warme Abendsonne auf die hunderten Segelmasten im alten Hafen und das filigrane Betonnetz des MuCEM legt. Auf dem Rückweg kann man in einem der vielen Hafenbars bei einem Bier den Tag ausklingen lassen. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, dem können wir einen Tagesausflug in den Calanques National Park mit seinen steilen Felsküsten und den türkisen Buchten empfehlen.

Stade Vélodrome, Marseille - Luftaufnahme

Kampf um die Königsklasse

Kaum ein anderer Fußballverein oder ein anderes Stadion bieten den Einheimischen so einen hohen Identifikationsfaktor. Olympique Marseille und das Stade Vélodrome sind die Seele von Marseille – hier verschmelzen die vielen Kulturen, die in der Stadt aufeinandertreffen und vereinen sich bei den Heimspielen zu einer brodelnden Masse, die bedingungslos hinter Ihrer Mannschaft steht.

Schon vor dem Topspiel der Tabellennachbarn (3. gegen 4.) wurde auf der Straße vor dem Stade Vélodrome das Feuer eröffnet – mit Bengalos versteht sich. Da keine Auswärtsfans zu der Partie zugelassen waren, konnten die Anhänger von Olympique Marseille in aller Ruhe ihr Feuerwerk abfackeln, ohne dass man Zusammenstöße zwischen zweier Fan-Parteien befürchten musste. Die Atmosphäre war positiv aufgeheizt, aber zu jederzeit absolut friedlich.

Beim Einlass hallten die Sprechchöre aus dem Stadion bereits quer über den von Feuerwerkskörpern erleuchteten Vorplatz. Auf den Tribünen des Stade Vélodrome wurde jetzt schon gefeiert als ob man das Spiel bereits gewonnen hätte. Immerhin ging es an dem Abend um nichts weniger als den Einzug in die Königsklasse des europäischen Fußballs. Für Marseille galt es einen 5 Punktevorsprung auf Lyon zu verteidigen, um nächstes Jahr in der Champions League spielen zu dürfen. Nicht nur die Voraussetzungen versprachen einiges – es sollte tatsächlich ein berauschender Fußballabend werden…

Stade Vélodrome Choreo - Olympique Marseille - Olympique Lyon

Choreos und Rauchschwaden im weißen Tempel von Marseille

Beim Einlaufen der Mannschaften zeigten die Fans im Stade Vélodrome auf gleich drei Tribünen einzigartige Choreographien in hellblau und weiß. Gleichzeitig regnete es am einen Ende Konfettis und am anderen Ende wurden Rauchbomben in den Vereinsfarben gezündet. Kurz vor Anpfiff lagen dichte Rauchschwaden über dem Spielfeld, aus mehreren Richtungen waren Böllerschläge zu hören und die Schlachtrufe hallten quer durch das Stadion. Gänsehaut!

Auch das Spiel selber sollte ein spannender Schlagabtausch zwischen den französischen Top-Teams werden. Nach der Führung der Heimmannschaft aus Marseille, die das Stade Vélodrome fast zum explodieren brachte, folgte ein Eigentor zum Ausgleich. In der zweiten halbzeit schaffte es Olympique Lyon sogar das Spiel zu drehen, bevor Mitroglou 6 Minuten vor Ende den Ausgleich erzielte. Wieder stand das Stadion Kopf und die Fans versuchten Ihr Team doch noch zum Sieg zu peitschen. Es war allerding Memphis Depay, der in der allerletzten Minute das Spiel mit 2:3 für die Gäste aus Lyon entschied und damit das Rennen um die Champions League wieder spannend machte.

Rudelbildung nach Spielende und eine handfeste Auseinandersetzung am Eingang des Spielertunnels komplettierte diesen spektakulären und ereignisreichen Fußballabend.

Fans vor dem Stade Vélodrome, Marseille

Fazit

Andere Städte entschließen sich heutzutage oft für einen Stadionneubau außerhalb des Stadtgebietes, um möglichst kosteneffiziente aber meist auch charakterlose Multifunktionsarenen zu errichten. Marseille hat im Vorfeld der Europameisterschaft 2016 den Mythos Stade Vélodrome weiter ausgebaut. Mit der strahlend weißen Außenhaut, die das wellenförmige Tragwerk überspannt, haben die Architekten ein weiteres Wahrzeichen für die Stadt erschaffen. Das 67.000 Plätze fassende Stadion ist mittlerweile das zweitgrößte des Landes und zählt für uns von Optik und Atmosphäre zu den absoluten Highlights in Europa. Ein Muss für jeden Groundhopper und Fußballfan!

Europa League im Hexenkessel von Belgrad – Stadion Rajko Mitić

Die Sehnsucht nach Europa

25 Jahre lang mussten Roter Stern Belgrad und der 1. FC Köln darauf warten wieder auf europäischer Bühne spielen zu dürfen. Zwei Traditionsvereine mit jeweils hoch emotionalen Anhängern und ein Endspiel um das Erreichen der nächsten Runde – eine bessere Konstellation hätte es am letzten Spieltag in der Gruppe H der UEFA Europa League nicht geben können. Und so wurde das Aufeinandertreffen im Stadion Rajko Mitić zu einem hitzigen Pokalfight in brodelnder Atmosphäre. Eine unserer intensivsten aber auch heikelsten Erlebnisse beim Groundhopping.

Aufgrund der großen Sehnsucht nach Europa waren sämtliche Spiele der Kölner in der Europa League sofort komplett überbucht. Auch wir hatten kein Losglück und mussten uns Karten über die offizielle Webseite von Roter Stern Belgrad besorgen. Wir entschieden uns aus Sicherheitsgründen für die Haupttribüne, in der Hoffnung auf gemäßigtes Publikum zu treffen.

Stadion Rajko Mitic, Roter Stern Belgrad

Undercover im Hexenkessel

Die FC-Fans sammelten sich außerhalb der Innenstadt auf einem Parkplatz, um von dort aus in Bussen von der Polizei zum Stadion Rajko Mitić eskortiert zu werden. Aus Sicherheitsgründen wurde ein geplanter Fanmarsch leider abgesagt. Trotzdem befanden sich an jeder Ecke der Innenstadt mit Schutzschilden und Helmen ausgerüstete Polizeikräfte, um für Ordnung zu sorgen.

Nachdem wir uns im „Black Turtle Pub“ mit einem serbischen Freund auf ein paar Bier getroffen hatten, fuhren wir mit dem Taxi zum Stadion Rajko Mitić. Hier sollte man unbedingt darauf achten, nur bei offiziellen Anbietern mit Taxometer einzusteigen. Ansonsten kann es schnell passieren, dass man das fünffache oder mehr des eigentlichen Preises zahlt. Wir stiegen gut einen Kilometer entfernt vom Stadion aus, da der Verkehr komplett zum erliegen kam.

Von hier aus mussten wir uns den Weg durch die Massen bahnen. Man merkte schnell, dass bereits vor dem Spiel die Stimmung extrem angespannt war. Auf einem schmalen Abschnitt auf einer Brücke – einem der wenigen Orte ohne Polizeipräsenz – wurden zwei Köln-Fans angegriffen und bekamen direkt vor uns mehrere Faustschläge ins Gesicht. Uns war klar, dass wir ab hier kein Wort Deutsch mehr
sprechen sollten.

Wir kämpften uns mit leichtem Unwohlsein weiter durch die finsteren Massen bis zum Stadion. Hier kaufte ich mir als erstes unsere Lebensversicherung – einen Fanschal von Roter Stern. Jegliche Kommunikation mit Einheimischen wurde von meiner Freundin übernommen, die glücklicherweise der Landessprache mächtig ist. Mit Belgrad-Schal um den Hals und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, galt es nun die letzte Hürde zu nehmen: die Einlasskontrolle. Neben mir wurden zwei ältere, deutschsprachige Herren abgewiesen, da aus Sicherheitsgründen keine Gästefans im Block erlaubt waren. Der Blutdruck stieg erneut als meine Einlasskarte nicht gescannt worden konnte und ich die Unterstützung einer serbischen Sicherheitskraft benötigte, ohne mich als Deutscher zu erkennen zu geben.

Stadion Rajko Mitic, Roter Stern Belgrad Haupttribüne

Nostalgie und Pyro-Wahnsinn im „Marakana“

Nach einigen Versuchen klappte es endlich und wir betraten das auch als „Marakana“ bezeichnete Stadion Rajko Mitić des serbischen Serienmeisters. Trotz des abblätternden Putzes und den renovierungsbedürftigen Sanitäranlagen erinnert die in die Jahre gekommene Betonschüssel noch immer an die glorreichen Jahre von Roter Stern Belgrad. 1991 gewann man den Europapokal der Landesmeister und im selben Jahr sogar als einzige Mannschaft des Ostblocks den Weltpokal. Nur kurze Zeit später begann mit dem Jugoslawienkrieg auch der Ausverkauf der Mannschaft und der Verein verschwand in der Bedeutungslosigkeit des europäischen Fußballs.

Was aber neben dem klangvollen Namen jeher geblieben ist, sind die berüchtigten Fans und die einzigartige Stimmung im Stadion Rajko Mitić. Und so sollte auch diese Europapokal-Nacht zu einer lautstarken, durch Pyrotechnik unterstützten Schlacht auf den Rängen werden, in der sich beide Fanlager nichts schenkten.

Wir standen auf der Haupttribüne direkt neben dem Gästeblock. Aus Sicherheitsgründen stellte ich meine Smartphone-Spracheinstellung auf Englisch, damit ich meine Herkunft auch beim Fotografieren und Filmen nicht zu erkennen gebe. Schon lange vor dem Anpfiff tauschten beide Blöcke wüste Provokationen aus. Verbal und mit eindeutiger Zeichensprache schaukelte man sich gegenseitig so sehr hoch, dass Polizisten die Fans auf beiden Seiten des Zauns mehrere Meter zurückdrängen mussten. Wir waren froh, als die Mannschaften endlich einliefen und sich so die Konzentration auf das Spielfeld richtete, bevor die Lage eskalieren konnte.

Es wurden Bengalos im Gästeblock gezündet und die Rauschschwaden legten sich – vom Flutlicht beleuchtet – wie ein Schleier über den Rasen. Aus allen Ecken des Stadions hallten die Schlachtrufe. Die Stimmung war so dermaßen aufgeheizt, dass man die eisige Außentemperatur vergaß. Als Roter Stern das einzige Tor der Begegnung erzielte, entfachten auch die Belgrad-Fans das Feuer. Fast die komplette Kurve brannte lichterloh!

Über die gesamten 90 Minuten hielt sich diese einzigartige, aber auch extrem aufgeheizte (und teilweise nicht ungefährliche) Stimmung. Eine Mischung aus Faszination und Schauder begleitete uns durch diese wahnsinnige Fußballnacht im Stadion Rajko Mitić. Ein Groundhopping-Erlebnis, welches wir definitiv nie vergessen werden! Dennoch war es ein gutes Gefühl, als wir wieder wohlbehalten in unserem Hotelzimmer zurück waren.

Party bei den Pumas – Estadio Olimpico Universitario

Nur einen Tag nach dem Flutlichtspiel im legendären Aztekenstadion ging es auf unserem Groundhopping-Trip wieder in den Süden von Mexico City. Heute stand bei praller Mittagshitze die Liga MX Begegnung zwischen den Pumas UNAM und Tabellenführer Monterrey im Estadio Olimpico Universitario auf dem Programm.

Gegensätzlicher hätten die Stadionbesuche nicht sein können. Nach dem riesigen und weitläufigen Betonkoloss vom Vorabend erwartete uns heute eine außerordentlich familiäre Partyatmosphäre bei den Pumas. Das Estadio Olimpico Universitario wurde Anfang der 50er Jahre im Stil eines Vulkankraters erbaut und war Austragungsstätte der Olympischen Spiele in Mexiko 1968. Zur Zeit der Fertigstellung 1952 war es mit einer Kapazität von 70.000 Plätzen das größte Stadion des Landes. Heute finden noch gut 63.000 Zuschauer in der Arena Platz, die mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde. Die Fassade des Estadio Olimpico Universitario sollte vom berühmten mexikanischen Künstler Diego Rivera – dem Ehemann von Frida Kahlo – verziert werden. Jedoch wurde seine Arbeit nie fertig gestellt und so ist nur an vereinzelten Stellen sein Kunstwerk zu bewundern.

Estadio Olimpico Universitario, Mexico City - Pumas UNAM Fans

Es dauerte ein wenig, bis wir den sogenannten „Will Call“ Schalter gefunden hatten, an dem wir unsere Tickets abholen konnten. Diese hatten wir zwei Tage vorher auf www.ticketmaster.com.mx gekauft. Für Groundhopper ist zu beachten, dass die Tickets meist erst 2-3 Tage vor dem Spiel verfügbar sind. Also nicht vorschnell Karten auf überteuerten Ticketplattformen kaufen! Da die Ligaspiele meist nicht ausverkauft sind, gibt es immer verfügbare Plätze zu günstigen Preisen.

Nach gründlichem Abtasten durch die Sicherheitskräfte ging es in den langen Zugangstunnel zu unserem Block. Auf der Längsseite gegenüber der Haupttribüne angekommen kreuzten hektisch Getränke-, Snack- und Fanartikelverkäufer unsere Wege, Zuschauer wuselten erwartungsvoll auf den Rängen herum und in der Fankurve der Pumas UNAM wurde wild getrommelt. Eine lebhafte Partyatmosphäre, in der wir uns erstmal ein kühles Corona sowie eine Portion Chips mit Chilisauce und frisch gepresstem Limettensaft gönnten. Eine absolute Stadion-Spezialität!

Estadio Olimpico Universitario, Mexico City - Pumas UNAM Hymne

Kurz bevor die beiden Teams einliefen erhoben sich die Zuschauer zur berühmten Pumas UNAM Hymne. Mit erhobenem rechten Arm, die Hand zur Faust geballt, schmetterten die Fans des Universitäts-Clubs stolz ihre Vereinshymne. Danach ging die Party auf den Rängen weiter und das Spiel wurde angepfiffen. Die Pumas UNAM hatten das Spiel gegen den Tabellenführer Monterrey gut im Griff und erarbeiteten sich sogar einige Chancen. Leider reichte den Gästen in der zweiten Hälfte eine gute Möglichkeit, um durch Avilés Hurtado mit 1:0 in Führung zu gehen und diesen Spielstand auch nach Hause zu bringen.

Der Stimmung auf den Rängen im Estadio Olimpico Universitario tat dies aber keinen Abbruch. Und auch nach dem Spiel wurde der restliche Sonntag genutzt um auf dem gegenüberliegenden Gelände der Universität mit Familie und Freunden zu grillen, zu kicken und den angebrochenen Tag unter der mexikanischen Sonne ausklingen zu lassen.

Groundhopping in Mexiko – Flutlichtspiel im Aztekenstadion

Eine Reise ins Ungewisse

Noch einen Monat vor unserer Mexiko Reise war es ungewiss, ob wir überhaupt ein Spiel im legendären Aztekenstadion sehen würden. Das Erdbeben im September, welches die Hauptstadt und ihre Umgebung heftig erschütterte, forderte nach offiziellen Angaben alleine in der Großstadtmetropole mehr als 200 Todesopfer. Auch das Estadio Azteca – wie es in Landessprache heißt – war betroffen. Obwohl das monumentale Bauwerk mit großen Dehnungsfugen ausgestattet ist, um solche Erdstöße auszugleichen, zog sich nach dem Beben ein dicker Riss durch die Haupttribüne. Das geplante Pokalspiel in der gleichen Woche wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt und man wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wann das Aztekenstadion wieder bespielbar sein würde.

Groundhopping in Mexiko

Generell ist Reisen und somit auch Groundhopping in Mexiko eine ziemlich sichere und unkomplizierte Angelegenheit. Dennoch sollte man natürlich ein paar grundsätzliche Regeln beachten:

– Möglichst Tickets in den besten/ teuersten Kategorien kaufen (Preise liegen meist zwischen 20 und 40 Euro)
– Immer nur mit offiziellen Taxen fahren (am besten vom Hotel, Restaurant ect. rufen lassen)
– Frühzeitig anreisen um sich zu orientieren, ggfls. hinterlegte Tickets abzuholen und ein paar Fotos zu schießen
– Das Stadion 10-15 Minuten vor Spielende verlassen, um nicht in größere Menschenmengen oder gar Tumulte zu geraten

Aztekenstadion, Mexico-City

Tickets

Tickets können ganz einfach über die mexikanische Seite von ticketmaster.com.mx gebucht werden. Man beachte, dass die Tickets meist nur sehr kurzfristig online gestellt werden! Also Geduld haben und nicht überhastet auf überteuerten Ticketplattformen zuschlagen. In unserem Fall habe ich die Karten erst einen Tag vor dem Spiel online kaufen können, als wir bereits in Mexico City eingereist waren.

Man sollte sich aber keine Sorgen darum machen, dass die Spiele evtl. ausverkauft sein könnten. Die meisten Stadien haben eine sehr hohe Kapazität und die Spiele der Liga MX – der höchsten mexikanischen Spielklasse im Fußball – sind meist nicht gut besucht.

Aus Sicherheitsgründen empfielt sich (besonders bei Abendspielen) immer Plätze in den höheren Kategorien zu wählen. Die Preise hierfür liegen meist zwischen 20 und 40 Euro.

Daher entschieden wir uns für die Kategorie „Palcos Club“ für 650 Pesos (ca. 30 Euro) auf der Längsseite des Aztekenstadions. Nach mehreren Sicherheitskontrollen und zweimaligem Abtasten gelangten wir in unseren „Club Bereich“. Hier wurden wir sofort von einer sehr freundlichen Service Dame in Empfang genommen und persönlich zu unseren Plätzen geleitet. Der Block ist in separate Sitzbereiche mit jeweils zwei Plätze unterteilt. Man ist somit unter sich und hat vor sich auch noch eine großzügige Ablagefläche, auf der man Speisen und Getränke abstellen kann. Das Beste daran: Im Ticketpreis sind tatsächlich Bedienung am Platz, sämtliche Kaltgetränke, Nachos sowie riesige Burger inkludiert.

Das Jahrhundertspiel

Wir haben schon einige größere Fußballarenen dieser Welt besucht. Dennoch ist es ein besonderer Moment, wenn man das Aztekenstadion im Flutlicht zum ersten Mal Betritt und einem das riesige Rund für einen kurzen Moment den Atem nimmt. Die mächtige Größe und die einzigartige Historie machen das Estadio Azteca zu einem besonderen Groundhopping-Erlebnis.

Es ist weltweit das einzige Stadion, welches zwei Finalspiele der Fußball-Weltmeisterschaft (1970 und 1986) beherbergen durfte. Unter anderem fand hier auch die offiziell zum „Jahrhundertspiel“ gekührte Begegnung zwischen Italien und Deutschland (4:3) am 17. Juni 1970 statt. Eine eigene Gedenktafel erinnert sogar an das damalige WM-Halbfinale, welches damals 107.000 Zuschauer live im Stadion verfolgen konnten. Mit dieser Kapazität war das Aztekenstadion damals der zweitgrößte Fußballtempel hinter dem Maracana in Rio de Janeiro. Nach einigen Umbauten beträgt das heutige Fassungsvermögen der riesigen Betonschüssel „nur“ noch 87.000.

Bei unserer Begegnung des Club América gegen die Gastmannschaft Necaxa war das Stadion wie erwartet nur zu einem Viertel gefüllt. Auch die Liga MX Begegnung entpuppte sich nicht gerade als weiteres Jahrhundertspiel. Dennoch machten beide Fanlager über 90 Minuten unentwegt Stimmung und der überdimensionale Corona-Schriftzug auf der gegenüberligenden Tribüne machte immer wieder Lust bei unserer Bedienung das nächste Bier nachzubestellen.

Fazit

Wer zum Groundhopping oder einfach nur zum Urlaub nach Mexiko reist, sollte unbedingt die große, bunte, laute und kulturell vielfältige Hauptstadt des Landes besucht haben. In diesem Zuge ist ein Spiel im geschichtsträchtigen Aztekenstadion, in dem schon so viele große Fußballschlachten geschlagen wurden, absolute Pflicht!

Neben der größten Arena in Mexico City gibt es noch weitere Hauptstadtstadien, in den mexikanischer Erstligafußball gespielt wird:

– Estadio Olímpico Universitario, Pumas UNAM (hier gehts zum Bericht!)
– Estadio Azul (CD Cruz Azul)