Stadium of Light, Sunderland

„Sunderland `till I die“? – Eine Minikreuzfahrt ohne fußballerisches Highlight

Kreuzfahrt und Fußball – eine Reise ins Stadium of Light

Die Schlagwörter Kreuzfahrt und Fußball bringen wahrscheinlich nur die wenigsten Fußballfans in einem Satz unter. Doch genau dieses Abenteuer erlebten wir im Frühjahr des Jahres 2017.
Einmal mehr wollten wir ein Premier-League Spiel auf der Insel sehen, doch hatten wir uns vorgenommen, eine andere Möglichkeit der Reiseart zu wählen. Und somit stießen wir im Internet auf die dänische Rederei DFDS (Det Forenede Dampskibs-Selskab), welche 1866 gegründet wurde und heute schwerpunktmäßig Fährdienste in der Nord- und Ostsee betreibt. DFDS bietet komplette Fußballreisen inklusive An- und Abreise, Hotel und Tickets an. Die Schiffe der Rederei fahren z.B. von Amsterdam diverse englische Hafenstädte wie Liverpool oder Newcastle an.
Wir entschieden uns für den Zielort Newcastle, um dort im nahegelegenen Sunderland ein Spiel zu schauen, da das „Stadium of Light“ noch auf unserer To-Do-Liste stand. Außerdem wussten wir von unserem ersten Trip nach Newcastle im Jahr 2014 (Verlinkung auf den Bericht) noch um die Faszination der Stadt Newcastle, bzw. wie die Engländer vollständig zu sagen pflegen: Newcastle upon Tyne!

Stadium of Light Statue, Sunderland

Eine solche Minikreuzfahrt mit einem Besuch eines Spiels in England umfasst bei DFDS immer drei Übernachtungen. Dies sollte man bei der Planung beachten.
Also machten wir uns freitagsfrüh zu Dritt mit dem Auto auf Richtung Amsterdam. Von Köln aus dauert diese Strecke knapp drei Stunden. Schneller wäre wohl möglich, wenn die niederländischen Nachbarn nicht zu so viele Radarkontrollen auf den Autobahnen postiert hätten. Unser Ziel war Amsterdam IJmuiden, von wo aus die meisten Schiffe in die Nordsee ablegen. Ein Parkplatz für unser Auto war direkt neben dem Hafen gelegen, der auch recht günstig ausfiel.

Bingo, Party und eine schlaflose Nacht

Das Einchecken und Beziehen der Kabinen (eine Zweibett- und eine Einbettkabine ohne Fenster) ging relativ schnell über die Bühne. Allerdings muss man festhalten, dass unser Sunderland-Trip vor dem vollzogenen Brexit stattfand. Wie reibungslos eine solche Reise heute durchzuführen wäre, können wir natürlich nicht sagen.

Das Auskundschaften des Schiffes ging recht flott, sodass wir nach dem Ablegen der Fähre – man kann auch das Auto mitnehmen – noch den Sonnenuntergang von Amsterdam genießen konnten.
Unter Deck fanden wir zahlreiche Unterhaltungsmöglichkeiten: Vom klassischen Bingo über Partymusik, vom Duty-Free Shop bis hin zu einem gediegenen Restaurant war alles dabei. So auch das mitfahrende Publikum. Familien mit Kleinkindern saßen neben Senioren und woanders tummelten sich die Junggesellen-Abschieds-Gruppen neben leicht grölenden Fußballvereinen. Insgesamt also ein buntes Repertoire an Mitfahrenden.

Festzuhalten sind definitiv die überteuerten Preise an Bord. Wenn man es schafft, und so war es bei uns, versucht man leckere Kaltgetränke in Dosen und/ oder kleine Essensvorräte im Gepäck zu verstauen, dann wird es günstiger.

Nach einer schlaflosen Nacht – wir bekamen bei mäßig starkem Seegang kein Auge zu – fuhr unsere Fähre früh morgens an der nordöstlichen Küste Englands vorbei und lief gegen 9 Uhr im Hafen von Newcastle ein. Der Transport vom Hafen in die Innenstadt war super geregelt und dauerte mit dem Bus nur ca. 20 Minuten. Unser Hotel „Jurys Inn Newcastle Quayside“ (www.jurysinns.com/hotels/newcastle) lag direkt am Fluß Tyne, wiederum nur 15 Minuten fußläufig zur Innenstadt. Auch hier hatten wir ein Doppel- und ein Einzelzimmer samt Frühstück gebucht. Das Hotel war absolut sauber, die Zimmer geräumig und das Frühstück gut. Also absolut zu empfehlen!

Stadium of Light: AFC Sunderland - Bournemouth

Wenig Licht und viel Schatten im Stadium of Light

Kurz nach Mittag machten wir uns mit der Bahn auf Richtung Sunderland. Eine Fahrt mit der northern line dauert ca. 25 Minuten und ist, im Vergleich zur Deutschen Bahn, recht günstig.
Nach einem 10-minütigen Fußweg erreichten wir bereits das „Stadium of Light“, Heimspielstätte der AFC Sunderland. Das Stadion liegt direkt am Fluss Wear und fasst nach dem Umbau im Jahr 1997 eine Zuschauerkapazität von 49.000 Plätzen.

Unser erster optische Eindruck vom Stadion – und er sollte sich so auch festigen – war ok aber nicht sonderlich prickelnd. Natürlich war uns klar, dass wir kein Schmuckkästchen wie das „Craven Cottage“, die „Anfield Road“ oder den „Selhurst Park“ sehen würden. Und es war uns auch bewusst, dass das „Stadium of Light“ nicht mit dem „St. James Park“ des großen Nachbarn mithalten würde, aber ein wenig enttäuscht waren wir schon.

Unsere Sitzplätze im Stadium waren hingegen gut. Da die Begegnung nicht ausverkauft war, konnten wir nach der Halbzeit sogar in die zweite Reihe direkt am Pitch wechseln.
Ach ja, gesehen haben wir ein ganz schwaches 0:0 des AFC gegen Bournemouth. Es war, neben dem 0:0 in Blackburn aus dem Jahr 2014, das schlechteste Fußballspiel auf der Insel, war wir bis dahin gesehen hatten. Symptomatisch stieg der Verein nach diesem glanzlosen Auftritt am Ende der Saison mit nur 24 Punkten aus der Premier League ab. Im Tor stand übrigen der heutige englische Nationaltorwart Jordan Pickford, Manager war der heutige West Ham Trainer David Moyes. Der Abstieg aus der Premier League war allerdings noch nicht der Tiefpunkt, denn ein weiteres Jahr später wurde man sogar in die League One durchgereicht. So merkwürdig sich das anhört aber über diese fußballerisch erschreckende Saison hat Netflix die erfolgreiche und sehenswerte Dokumentation „Sunderland `till I die“ gedreht. Erst in dieser Saison 2021/22 hat der AFC Sunderland den Aufstieg in die EFL-Chamionship geschafft.

Nachtleben von Newcastle & Rückreise

Nach der Rückreise von Sunderland nach Newcastle, machten wir uns im Hotel kurz frisch, um das bekannte Nachtleben von Newcastle upon Tyne zu erleben. Auf der Hauptfußgängerzone vom Fluß Tyne Richtung St. James Park, die Northumerland Street, fanden wir zahlreiche Cafès, Pubs und Clubs. Eine lange Nacht mit einigen hiesigen Bieren wartete auf uns, bevor wir dann, nach kurzem Schlaf und Frühstück im Hotel, gegen Mittag wieder mit dem Shuttle zum Hafen gebracht wurden. Auch hier war alles gut organisiert und unsere Fähre legte am Abend pünktlich wieder ab. Die Nachtrückfahrt ist schnell erzählt. Es erwartete uns exakt das gleiche Programm wie auf der Hinfahrt. Am Montagmorgen „strandeten“ wir gegen 9 Uhr wieder am Hafen IJmuiden in Amsterdam. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Köln.

Fazit

Bei diesem Groundhopping-Erlebnis stand ganz klar das Gesamtpaket „Fußballreise“ mit Reisevorbereitung, An- und Abreise mit dem Schiff und das Spiel im Vordergrund. Wer generell nur Wert auf das Fußballmatch an sich legt, sollte lieber mit dem Flieger in den Nordosten Englands gelangen. Für uns war es aber ein außergewöhnliches Erlebnis, da dieser Trip eher einem Fußballabenteuer ähnelte. Auf dieses verlängerte Wochenende schauen wir immer mit tollen Erinnerungen zurück.

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Damals bezahlten wir einen unschlagbaren Preis. DFDS bot diese 4-tägigte Reise mit Fähre, Shuttle-Service, Hotel und Eintrittskarte zum Spiel vom AFC Sunderland für rund 240 Euro an. Ein Wahnsinns-Preis für eine abenteuerliche Fußballreise!