Für 10€ ins Estadio Santiago Bernabéu! Spanien – Italien

WM Quali im Estadio Santiago Bernabéu, Madrid: Spanien – Italien

Der Titel klingt reißerisch und riecht nach „Clickbaiting“. Es handelt sich auch nicht um den Preis für eine Stadionführung. Nein – wir haben es tatsächlich für 10 Euro zum Länderspielkracher der WM Qualifikation 2018 ins Estadio Santiago Bernabéu in Madrid geschafft! Und zwar über das offizielle Ticketing des spanischen Fußballverband.

Natürlich stand der Fußball-Tempel in Madrid schon von Anfang an auf unserer Groundhopping-Liste. Jedes Jahr schauen wir auf der offiziellen Webseite von Real Madrid, ob es nicht doch irgendwie möglich ist einigermaßen bezahlbare Tickets für ein Match der Königlichen zu ergattern. Keine Chance! Selbst gegen kleinere Mannschaften sind keinerlei Karten online verfügbar. Die einzigen Möglichkeit besteht darin sich für einige hundert Euro ein Hospitality Paket zu kaufen oder über Online Agenturen oder Reseller Plattformen für ähnlich viel Geld Tickets zu bestellen.

Estadio Santiago Bernabéu, Madrid - Spanien - Italien

Resttickets zu Drittligapreisen

Da die Begegnung zwischen den beiden großen Fußballnationen auf Samstagabend um 20:45 angesetzt wurde, bot sich natürlich an, für einen Wochenendtrip in die spanische Hauptstadt zu fliegen. Samstag früh hin und Sonntagabend zurück – wir mussten also noch nicht einmal einen Tag Urlaub nehmen.

Die Tickets waren zu unserer Überraschung vorerst nur für Real Madrid Mitglieder freigeschaltet – ungewöhnlich für ein Länderspiel. Jedoch waren im freien Verkauf noch ein paar Resttickets in den günstigsten Kategorien zu haben. Und tatsächlich haben wir für gerade einmal 10 Euro unsere Einlassberechtigung erwerben können.

Stadiontour im Estadio Vicente Calderón

In einer anderen, absoluten Kultstätte werden wir leider nie wieder ein Fußballspiel sehen können: Im Estadio Vicente Calderón, der ehemaligen Heimstätte von Atletico Madrid. Noch vor wenigen Monaten bestritten die Los Colchoneros („Die Matratzenmacher“) hier ihr letztes Heimspiel, bevor sie ins neu gebaute Wanda Metropolitano gezogen sind. Da wir vor dem WM Quali Spiel noch genügend Zeit hatten, wollten wir dem fußballhistorischen Bauwerk mit einer Stadiontour die letzte Ehre erweisen bevor es 2018 abgerissen wird.

Zu diesem Stadion möchte ich aus einem Artikel von rp-online.de zitieren:
„Und was ist das für ein Stadion! Als hätten es die Architekten Javier Barroso und Miguel Ángel García Lomas aus den kühnsten Träumen romantischer Fans abgemalt. Die derart steilen Ränge, auf denen man über dem Spiel zu schweben scheint. Die Haupttribüne, durch deren Erdgeschoss die Stadtautobahn M-30 verkehrt. Dieser unvergleichbare Duft, dieses Destillat aus Bier, Angst- und Glücksschweiß, aus dem, was von Bars, Fluss und Autobahn hinaufweht – so mag Heimat riechen.“ * Besser kann man diese Fußballfestung nicht beschreiben.

„Viva España!“ – Top Stimmung im Estadio Santiago Bernabéu

Abends gab es dann den Leckerbissen dieses Groundhopping-Tages. Schon um das Stadion herum war die Stimmung frenetisch und extrem laut. Von Erzählungen wusste ich, dass bei so manchen Ligaspiel von Real Madrid auch mal Totengräberstimmung herrschen kann im Estadio Santiago Bernabéu. Heute nicht! Die günstigen Ticketpreise ermöglichten eben auch den echten Fußballfans den Zugang zum Liver-Erlebnis im Wohnzimmer von Ronaldo & Co. Spanier und Italiener vermischten sich munter und friedlich vor den Haupteingängen und machten das Aufeinandertreffen schon vor Anpfiff zu einer großen Party.

Estadio Santiago Bernabéu, Madrid - Fankurve

Wir hatten uns in der allerobersten Reihe, direkt unter dem Dach einquartiert. So hatten wir einen beeindruckenden Blick in das kolossale Rund, welches komplett in Rot und Gelb gefärbt war. 80.000 Kehlen schmetterten die spanische Nationalhymne durch die Arena. Und auch während des Spiels sammelte sich der geballte Schall der Schlachtrufe bei uns unterm Dach, was das Spiel definitiv zu einem der mit abstand lautesten Stadionbesuche machte. Die südeuropäische Leidenschaft wurde noch weiter angefacht, als Isco die Heimmannschaft mit 1:0 in Führung brachte. Ein weiteres Tor von Isco und das 3:0 durch Morata festigten den ersten Tabellenplatz in der Qualifikationsgruppe vor Italien.

Nach dem Spiel wurde in den Straßen und Bars weiter ausgiebig bei Bier, Wein und Tapas gefeiert. Wir waren froh, uns für ein Nationalspiel im Estadio Santiago Bernabéu entschieden zu haben! Die „Isco, Isco!“ Rufe hallten in dieser intensiven Fußballnacht noch lange nach.

*Quelle: http://www.rp-online.de/sport/fussball/international/spanien/estadio-vicente-calderon-abpfiff-an-der-promenade-der-wehmuetigen-aid-1.6828834

WM Qualifikation in Ljubljana: Slowenien – Malta im Stožice Stadium

Wenn der Stadionbesuch zur Nebensach wird

Das Stožice Stadium in Ljubljana ist eines dieser Stadien, die man nicht extra wegen einem Fußballspiel besucht. Vielmehr ist es die malerische und gemütliche Hauptstadt Sloweniens, die das Interesse an einer Reise weckt. Als Groundhopper nimmt man ein Spiel dann natürlich nebenbei noch gerne mit – auch wenn die Begegnung in der WM-Qualifikation Slowenien gegen Malta lautet.

Aus München sind es mit dem Bus fünf Stunden Anfahrt. Wir haben uns für den Anbieter Flixbus entschieden und günstige 40€ für Hin- und Rückfahrt bezahlt. Wenn man sich also Samstags früh genug (wir haben die erste Fahrt um 3 Uhr morgens gebucht) auf den Weg macht und Sonntagabend erst wieder zurückfährt, hat man zwei volle Tage um die Stadt zu erkunden. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Altstadt liegen alle nah beieinander: Die berühmte Drachenbrücke, die Burg mit Aussicht über die Stadt, Tromostovje (Die drei Brücken) und die vielen schönen Gassen mit kleinen Geschäften und Restaurants sind fußläufig in wenigen Minuten zu erlaufen. Das Stadion ist mit dem Taxi (Kosten ca. 5€) in 5-10 Minuten erreichbar.

Ljubljana, Slowenien

Unsere Tipps:

– Frühstück im BIRÓ
– Zum Sonnenuntergang auf den Nebotičnik Skyscraper mit dem besten Ausblick über Ljubljana und auf die Burg

Das unterirdische Stožice Stadium und ein ebenso unterirdisches Spiel

Das Stožice Stadium ist Teil des 2010 fertiggestellten Stožice Center, das neben dem Fußballstadion auch noch eine Eventhalle und weitere Sportanlagen beherbergt. Mit einer Kapazität von 16.038 Plätzen ist es das größte Stadion des Landes. Was das Stadion so besonders macht ist die Architektur. Von Weitem sucht man das Stadion vergeblich, da der eigentliche Teil unter der Oberfläche eingelassen ist und nur die Dachkonstruktion mit den Flutlichtmasten oberirdisch herausragt. Von innen wirkt das Stožice Stadium modern, komfortabel aber auch relativ unspektakulär.

Verabschiedung eines Bekannten aus der Bundesliga

Unsere Plätze befanden sich in der 6. Reihe auf Höhe der Eckfahne sehr nah am Spielfeld. Das Stadion war aufgrund des nicht gerade hochklassigen Gegners leider nicht mal zur Hälfte ausverkauft. Das eigentliche Highlight des Tages fand schon vor dem WM-Qualifikationsspiel statt: Die Verabschiedung des 80-maligen slowenischen Nationalspielers Milivoje Novakovic, den die meisten noch aus seiner Zeit beim 1. FC Köln kennen werden. Er sollte in der zweiten Halbzeit sein letztes Spiel in der Nationalmannschaft sogar noch mit einem Tor krönen.

Stožice Stadium, Ljubljana

Die wichtigsten Momente des Spiels sind schnell zusammengefasst:

– Ein Luftballon im Strafraum von Malta, den der Torwart nach einigen Versuchen gekonnt zum Platzen brachte
– Ein verletzter Spieler, der nicht mal einen Meter entfernt von der Seitenlinie behandelt wurde und trotzdem mit dem Golfcart vom Platz gefahren wurde (nach dieser Szene war die Stimmung im Stadion auf dem Höhepunkt)
– Ein Torschuss von Malta (ja, von Malta!), der den Kasten von Jan Oblak (Atletico Madrid) etwa 20 Meter verfehlte
– Lapidares Anrennen von Slowenien auf das Tor des Außenseiters, welches am Ende dann doch in zwei Toren resultierte und den Sieg einbrachte

Uns wird hauptsächlich Ljubljana, die verborgene Perle Europas mit seinen freundlichen Einwohnern, der gemütlichen Atmosphäre und der außerordentlich guten, lokalen Kulinarik in Erinnerung bleiben. Wir kommen wieder!

Pokalfinale in Rumänien und ein Roadtrip durch Siebenbürgen

Verwirrung um den Austragungsort: Bukarest oder Ploiești?

Einmal ein Pokalfinale zu erleben war schon immer eine unserer Ambitionen als Groundhopper gewesen. Den großen Moment der Pokalübergabe, die glitzernden Konfetti in der Luft, das Blitzlichtgewitter der Fotografen und die ganz großen Stars am Ziel ihrer Träume. Jahr für Jahr bewerben wir uns auf Tickets für Champions League und Europa League Finale, den europäischen Supercup oder auch für EM oder WM Finale. Doch bisher ist uns das Glück immer verwehrt geblieben.

Bis mich in diesem Jahr ein Freund, der ursprünglich aus Siebenbürgen in Rumänien stammt, ansprach und die Idee hatte zum rumänischen Pokalfinale nach Bukarest zu fliegen. Diese Gelegenheit wollten wir nutzen und den Stadionbesuch in der Arena Națională mit einem einwöchigen Roadtrip durch Rumänien zu verbinden. Schließlich flogen wir Ende Mai insgesamt zu viert in die rumänische Hauptstadt. Doch es kam alles anders als wir dachten…

Jürgen, der die komplette Reise für uns von vorne bis hinten hervorragend durchorganisierte, stand schon seit Monaten bzgl. Tickets in Kontakt mit einem Mitarbeiter des rumänischen Fußballverbandes. Lediglich eine Woche vor Ansetzung des Finalspiels benachrichtigte dieser uns darüber, dass das Match nicht wie geplant in der Arena Național in Bukarest, sondern im Ilie Oană Stadion im ca. 60km entfernten Ploiești stattfinden würde. Die Heimstätte des rumänischen Viertligisten (!) Petrolul Ploiești fasst gerade einmal 15.000 Zuschauer. Der Grund für diese Entscheidung lag wohl darin, dass keines der großen Teams aus Bukarest am Finale beteiligt war, sondern die Entscheidung zwischen den zwei unpopulären Mannschaften FC Voluntari und Astra Giurgiu ausgetragen wurde.

Christoph Daum und eine Menge Freibier

Da die 230.000 Einwohner große Stadt Ploiești auf unserer Route lag, verließen wir Bukarest einen Tag früher als geplant. Das Pokalspektakel uns zweier unbekannter Mannschaften in einer Stadt von der (jedenfalls drei von uns) noch nie etwas gehört hatten wollten wir uns nicht entgehen lassen. Jürgen hatte schließlich VIP Tickets gebucht!

Stadionul Ilie Oană, Ploiești - Siegerehrung

Es war nicht ganz so leicht das kleine, aber relativ moderne Ilie Oană Stadion ausfindig zu machen. Eingebettet von Häusern inmitten eines verschlafenen Wohngebietes war nur an den Polizisten und Straßensperren zu erkennen, dass in der Nähe ein (Groß-)Event stattfinden musste.

An der Arena angelangt, riefen wir unseren Kontakt vom rumänischen Verband an, der uns zum VIP-Ticketschalter brachte, wo unsere Tickets hinterlegt waren. Ihm war es extrem unangenehm, dass wir „extra“ aus Deutschland angereist waren und aufgrund der kurzfristigen Spielverlegung unsere Reise umplanen mussten. Zusätzlich zu einer Entschuldigung bekamen wir tatsächlich alle vier die VIP Tickets vom rumänischen Verband geschenkt.

Nachdem wir uns am Buffet bedient und die ersten Bier getrunken hatten, kamen wir mit dem neuen Sportdirektor von Dinamo Bukarest ins Gespräch. Wir versuchten ihn zu überreden seinen besten Nachwuchsspieler an den 1. FC Köln und nicht wie von ihm geplant irgendwann an Bayer Leverkusen zu verkaufen. Nach den gescheiterten Verhandlungen begaben wir uns zu den Plätzen auf der Haupttribüne. Schräg über uns nahm Christoph Daum, der aktuelle Nationaltrainer von Rumänien, seinen Platz ein während wir ein Freibier nach dem anderen serviert bekamen.

Entscheidung im Elfmeterschießen

Die favorisierten Astra Giurgiu (immerhin Europa League Teilnehmer) dominierten das Spiel und gingen in der 1. Halbzeit verdient mit 1:0 in Führung. Zu unserer Freude glich FC Voluntari durch einen Elfmeter in der 84. Minute aus und wir kamen während der Verlängerung eine weitere halbe Stunde in den Genuss von alkoholischen Kaltgetränken.

Bis zur 120. Minute passierte auf dem Rasen nicht mehr viel. Auch Versuche unsererseits ein Foto zusammen mit Christoph Daum zu schießen, missglückten. Dafür bekamen wir sportlich das volle Programm: Elfmeterschießen!

Tatsächlich schaffte es der Außenseiter FC Voluntari das Roulette vom Elfmeterpunkt für sich zu entscheiden und gewann das erste Mal in seiner Vereinsgeschichte den rumänischen Pokal, ohne im Finale ein Tor aus dem Spiel heraus geschossen zu haben.

Zur Pokalübergabe gelangten wir direkt an den Spielfeldrand des Ilie Oană Stadions. Wir drehten Videos vom Konfetti, das aus dem Abendhimmel von Ploiești auf die jubelnden Spieler herabregnete. Und ob nun Messi, Ronaldo oder irgendein rumänischer Profispieler die silberne Trophäe in die Höhe streckte, war uns in diesem Moment total egal. Wir hatten endlich unser erstes Pokalfinale gesehen und nebenbei noch eine Menge Spaß gehabt.

Siebenbürgen und ein Zweitligaspiel in Brasov

Am nächsten Tag ging unser Roadtrip weiter. Über das Bucegi-Gebirge am östlichen Rand der Südkarpaten, am Peles und Dracula Schloss vorbei, kamen wir zwei Tage später nach Brasov (Kronstadt). Wein trinken in den wunderschönen Gassen der Altstadt, Steak essen im „Reataurant Keller“ – und ein Fußballspiel im örtlichen Stadionul Tineretului durfte natürlich auch nicht fehlen.

Stadionul Tineretului, Brașov

Das Zweitligaspiel zwischen dem FC Brasov und CS Luceafarul Oradea entbehrt jeglicher Erwähnung. Das Stadion mit seinen angeschlagenen Sitzschalen, dem Blick auf die Berge sowie einem nie fertiggestellten Hochhausgerippe entführte uns jedoch für 90 Minuten in die Zeiten des tiefsten Kommunismus. Ein charakteristisches Highlight für Groundhopper und Fußballromantiker.

In den Tagen darauf fuhren wir weiter durch die faszinierende Landschaft von Siebenbürgen, lernten Jürgens Heimatdorf kennen, gingen wandern und beendeten unsere ereignisreiche Reise im schönen Sibiu (Hermannstadt). Auch ohne Stadionbesuch ein Highlight und toller Abschluss unserer Reise.

Landschaft in Siebenbürgen, Rumänien

Andalusische Flutlicht-Nacht im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán

„Vamos mi Sevilla!“ – Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán

Spätestens wenn die gut 42.000 Zuschauer im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán vor Spielbeginn die „Himno Centenario“ anstimmen, ist klar, dass man in diesem Stadion ein Spiel gesehen haben muss. Schon vor Anpfiff ist Gänsehautstimmung in der Heimstätte des FC Sevilla garantiert.

Auf den Spuren von Game of Thrones und Star Wars

Aber nicht nur zum Groundhopping lohnt es sich in die andalusische Hauptstadt zu reisen. Jeder der schon einmal in Sevilla war, würde mir glaube ich sofort zustimmen, dass es sich zweifelsohne um eine der schönsten Städte Europas handelt! Einflüsse aus maurischer wie auch christlicher Kultur brachten einzigartige architektonische Bauwerke hervor.

Zu den absoluten Highlights der Stadt gehört der Alcazar Palast, der heute noch als Residenz von der Königsfamilie genutzt wird. Die prachtvollen Gärten dienen der TV-Serie „Game of Thrones“ als Drehort der Wassergärten von Dorne. Desweiteren sollte man einen Besuch in der Kathedrale einplanen – die drittgrößten Kirche der Welt!

Sevilla - Alcazar Palast Garten

Hier kann man u.a. das Grabdenkmal von Christoph Kolumbus bestaunen. Auch den Plaza de España darf man keinesfalls bei einem Besuch in Sevilla auslassen. Der Platz wurde 1929 für die Ibero-Amerikanischen Ausstellung errichtet und diente als Filmkulisse für den Planeten Naboo in den „Star Wars“ Produktionen.

Als beste Reisezeit für Sevilla eignet sich das Frühjahr. Im Sommer hat es oft Temperaturen über 40 Grad, was den Aufenthalt unerträglich machen kann. Wir waren Ende Februar dort und hatten angenehme 20 Grad mit strahlendem Sonnenschein. Zudem hängen zu dieser Zeit überall die prallen Orangen an den Bäumen, was das ohnehin schon beeindruckende Stadtbild noch attraktiver für Fotomotive macht.

Auch wenn Fußball in Sevilla mit seinen beiden Primera División Teams (FC Sevilla und Real Betis) einen enorm hohen Stellenwert hat, so darf man jedoch zwei der ganz großen Traditionen Andalusiens nicht vergessen: Flamenco und Stierkampf. Ersteres ist die Mischung aus Gesang, Gitarrenspiel und Tanz. In Sevilla gibt es mehrere Veranstalter bei denen man eine Flamenco-Show buchen kann. Wir haben uns für „La casa del flamenco“ entschieden und wurden nicht enttäuscht.

Ein Besuch in der sehr schönen, im Jahre 1749 eröffneten Stierkampfarena inklusive Museum ist ebenfalls lohnenswert – auch wenn diese Tradition durchaus kritisch betrachtet werden sollte.

Günstige Preise für europäischen Spitzenfußball

Im Gegensatz zum Stierkampf kann man davon ausgehen, dass im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán der Verlierer nicht mit dem Leben bezahlen muss. Das in den 50er Jahren erbaute Stadion ist nur ca. 2km von der Altstadt entfernt und somit gut zu Fuß erreichbar. Die Außenfassade der Haupttribüne ziert ein übergroßes Vereins Mosaik – einzigartig! Im Inneren überzeugt die Arena – wie die meisten Stadien in Spanien – durch seine steilen Ränge und bietet somit von allen Plätzen eine hervorragende Sicht aufs Spielfeld. Dass nur die Haupttribüne überdacht ist, stört beim trockenen andalusischen Wetter kaum jemanden.

Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán, FC Sevilla - SD Eibar

Die Karten gegen SD Eibar habe ich problemlos für preiswerte 27,50€ pro Stück über die offizielle Webseite des Vereins beziehen können. Alles andere als selbstverständlich wenn man bedenkt, dass es sich beim FC Sevilla zu diesem Zeitpunkt um den Tabellendritten der spanischen Liga gehandelt hat. Zudem gelang dem Verein ein paar Monate zuvor als erste Mannschaft der Geschichte das Kunststück, drei Mal hintereinander die UEFA Europa League zu gewinnen!

Trotz des kompletten Alkoholverbotes im ganzen Stadion war die Stimmung richtig gut. Besonders gegen Ende des Spiels, als einige strittige Entscheidungen die andalusischen Fans in Wallungen brachte, gab es auf den Rängen kein Halten mehr. Und als in der Nachspielzeit auch noch die endgültige Entscheidung zum 2:0 fiel, brachen alle Dämme im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán. “Vamos mi Sevilla” halte es noch Stunden später in meinem Kopf als wir den Tag bei Tapas und einem Glas Rioja revue passieren ließen.

Zum Lichterfest nach Lyon – Parc Olympique Lyonnais

Parc Olympique Lyonnais – unser erster französischer Ground

Es gibt nicht viele Gründe gerade im Dezember nach Lyon zu reisen. Der wahrscheinlich einzige – neben Groundhopping und dem damit verbundenen Besuch des Parc Olympique Lyonnais – ist das bekannte Lichterfest „Fête des Lumières„. Es ist das Wochenende nach dem 8. Dezember, an dem die Stadt jedes Jahr traditionell in den schillerndsten Farben erstrahlt. Häuserfassaden werden bunt beleuchtet und überall im Zentrum sind Lichtinstallationen von kreativen Künstlern aus der ganzen Welt aufgebaut.

Zugegebenermaßen ein toller Anblick und sehr atmosphärisch. Jedoch hat die Tatsache, dass es sich bei der Veranstaltung um ein absolutes Massenereignis handelt, das Erlebnis ein wenig getrübt. Mann an Mann schoben sich die Menschen durch die Gassen, um einen Blick auf das nächste Lichtobjekt zu werfen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren nach den vielen Anschlägen in Frankreich entsprechend hoch. Alle Metrostationen im Veranstaltungsareal waren gesperrt, jede Person wurde abgetastet und überall sah man schwerbewaffnete Polizei. Nicht nur einmal kam der Gedanke auf, was passieren würde, wenn die Grand Nation schon wieder Ziel eines Anschlages wird und die Masse in Panik ausbricht…

Zum Glück blieb alles friedlich und wir kämpfen uns schließlich bis zum Fluss Saône durch, um die Beleuchtung am Notre Dame und den umliegenden Brücken zu bestaunen.

Reisetipp:
Für den Transfer vom Flughafen Aéroport de Lyon-Saint Exupéry in die Innenstadt lohnt es sich die Rhônexpress App (> iTunes | > Google Play) zu laden, in der man sich direkt das Hin- und Rückfahrt Ticket zu einem vergünstigten Preis kaufen kann. Ohne lange an den Ticketautomaten anzustehen!

Die Champions League der Gastronomie

Bevor wir zum Fußball kommen, muss unbedingt noch die Restaurantszene von Lyon erwähnt werden! Die Stadt gilt als die Gourmet-Metropole Frankreichs. Und das nicht nur, weil der vielleicht bekannteste Koch der Welt – Paul Bocuse – hier sein Zuhause hat. Der Starkoch trägt seit 1965 durchgehend drei „Michelin“-Sterne. Wer nicht unbedingt in seinem Hauptrestaurant Unmengen an Geld loswerden will, kann in einer seiner Brasserien zu angemessenen Preisen hochwertig Speisen.

Ansonsten findet man an jeder Ecke sogenannte Bouchons – kleine Gaststätten, in denen man hervorragend Essen kann.

Parc Olympique Lyonnais

Das nagelneue Stadion von Olympique Lyon wurde im Januar 2016 im Zuge der anstehenden Europameisterschaft in Frankreich eröffnet. Zuvor spielte die Mannschaft im wesentlich zentraler gelegenen Stade de Gerland.

Karten für Ligaspiele erhält man problemlos online über die offizielle Internetseite von Olympique Lyon. Wir haben pro Ticket 20€ für einen guten Platz im Oberrang gegen Stade Rennes bezahlt.

Parc Olympique Lyonnais, Lyon

Der Parc Olympique Lyonnais liegt ca. 12 km östlich außerhalb des Stadtzentrums. Aus der Stadt nimmt man an der Station “Perrache” die Metro MA bis zur Haltestelle „Vaulx-en-Velin La Soie“. Dort steigt man in eine Tram, die weitere 10 Minuten bis zum Stadion fährt.

Architektonisch besticht der Parc Olympique Lyonnais durch seine außergewöhnliche Dachkonstruktion. Im Inneren erwartet einen eine moderne Fußballarena, in der man von jedem Platz aus beste Sicht auf das Spielfeld genießt.

Das ca. 60.000 Zuschauer fassende Stadion ist bei Ligaspielen leider fast nie ausverkauft. Auch gegen Stade Rennes – immerhin Tabellenvierter an diesem Spieltag – fanden nur rund 34.000 Besucher den Weg in die EM Arena.

Jedoch wurden wir stimmungsmäßig nicht enttäuscht! Wir saßen im Block 401 und schräg unter uns befand sich der Fanblock von Olympique Lyon, der ohne Pause 90 Minuten lang Stimmung machte. Angefangen mit dem (während der Europameisterschaft von den Isländern geklauten) „Uuh!“ Schlachtruf, über variationsreiche Fangesänge bis hin zu Choreos mit französischen Flaggen, Konfetti sowie synchronen Hüpfeinlagen wurde man bestens unterhalten. Wenn man die Augen schloss, hätte man ohne Zweifel auf ein ausverkauftes Stadion gewettet.

Im Spiel dominierten die Gäste, bis Olympique Lyon wie aus dem Nichts das 1:0 erzielte. Nachdem Stade Rennes in der zweiten Halbzeit wegen einer Notbremse nur noch mit 10 Mann auf dem Feld stand, spielten die Hausherren den knappen Vorsprung unspektakulär zu Ende.

Fazit

Wer nicht auf Massenveranstaltungen (ausgenommen Fußballspiele natürlich) steht, sollte die Stadt eher im Frühling oder Spätsommer besuchen. Für den Stadionbesuch empfiehlt sich eher ein Gegner aus der oberen Tabellenregion, da das Stadion ansonsten wahrscheinlich fast leer sein wird. Die Ticketpreise sind im europäischen Vergleich mit den anderen Topligen günstig und man wird mit einer wirklich außergewöhnlich guten Stimmung belohnt.

Groundhopping in Venetien – Verona und Venedig

Groundhopping im Nordosten Italiens

Es gibt Orte, in denen der Stadionbesuch klar in den Hintergrund rückt. Dazu gehört definitiv die Region Venetien in Nordostitalien, die direkt an den Gardasee grenzt. Städte wie Padua, Verona und natürlich Venedig sollte man auf einer Italienreise unbedingt einplanen. Aber auch hier wird natürlich (mehr oder weniger erfolgreich) Fußball gespielt.

Folgende Teams sind in Venezien angesiedelt, für die es sich als Groundhopper lohnt einen Stadionbesuch einzuplanen:

    • AC Chievo Verona (Serie A), Stadio Marcantonio Bentegodi
    • Hellas Verona (Serie B), Stadio Marcantonio Bentegodi
    • Vicenza Calcio (Serie B), Stadio Romeo Menti
    • Venezia FC (Lega Pro), Stadio Pierluigi Penzo
    • Calcio Padova (Lega Pro), Stadio Euganeo

(Stand: November 2016)

Ich habe mir in diesem Jahr Verona und Venedig für zwei separate Groundhopping-Touren herausgesucht. Von München jeweils mit dem Zug direkt erreichbar eignen sich beide Städte hervorragend für ein verlängerten Wochenendtrip mit Freundin oder Frau. Für die Fahrt nach Venedig empfehle ich den Nachtzug, der Freitag um ca. halb zwölf in München losfährt. So kann man bereits den kompletten Samstag in der Stadt auf dem Wasser genießen.

Chievo Verona – Stadio Marcantonio Bentegodi

Im Mai stand aber erst einmal Verona auf dem Programm. Wir waren direkt außerhalb der Stadtmauern sehr günstig im Hotel Porta Palio untergebracht. Von hier aus sind es knapp 10 Gehminuten zum Stadio Marcantonio Bentegodi sowie gut 20 Minuten in die historische Altstadt. Auf dem Weg dorthin sollte man unbedingt einen Stop an der Eisdiele Gelateria Zeno Gelato e Cioccolato machen – das beste Eis, das ich je gegessen habe!

In der Altstadt von Verona (Weltkulturerbe der UNESCO) erwarten einen Bauwerke der römisch, mittelalterlichen Architektur sowie gastronomische Gaumenfreuden. Die zwei bekanntesten Wahrzeichen der Stadt sind die monumentale Arena di Verona, die einst den Römern als Amphitheater diente sowie der durch Shakespeare bekannte Balkon von Romeo und Julia.

Stadio Marcantonio Bentegodi - Verona

Auch wenn die römische Open-air Arena in der Innenstadt das eigentliche „Stadion Highlight“ von Verona ist, so will man als Groundhopper den Besuch im Stadio Marcantonio Bentegodi natürlich nicht auslassen. Wie schon erwähnt, war das Stadion vom Hotel fußläufig in nur wenigen Minuten sehr entspannt erreichbar. Die Tickets habe ich wie immer vorher online als print@home Ticket gekauft. Der Preis war mit 26,40€ für ein Erstligaspiel absolut in Ordnung.

Jedoch war das Spiel alles andere als erstklassig. Die Begegnung Chievo Verona – Bologna FC war mein drittes Serie A Spiel in Folge, welches torlos endete. Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass es sich um den letzten Spieltag in Italien handelte und beide Mannschaften nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren hatten.

Das Stadion war leider nicht mal zu einem Viertel gefüllt. Lediglich 8.000 Zuschauer verirrten sich an diesem Tag in das Stadio Marcantonio Bentegodi, welches eine Kapazität von knapp 40.000 Plätzen besitzt. Wie immer habe ich Karten in der Nähe der Heimfans gekauft, sodass man wenigsten ein bisschen Stimmung aufschnappen konnte.

Das massive und zugige Betonoval mit seiner blauen Tartanbahn besitzt wie die meisten italienischen Stadien den typischen 90er Jahre Charme. Es erinnert deutsche Fußballnostalgiker an unseren legendären WM Sieg in Bella Italia. Hier fanden damals die Vorrundenspiele der Gruppe E sowie das Achtelfinale zwischen Spanien und Jugoslavien statt. Ein Stadion, welches man vielleicht nicht unbedingt gesehen haben muss. Von der Stadt behaupte ich jedoch das absolute Gegenteil! Und da eines der beiden in Verona ansässigen Teams immer zu Hause spielt, lohnt es sich dann doch für jeden Groundhopper ein Spiel im Stadio Marcantonio Bentegodi mitzunehmen.

Venezia FC – Stadio Pierluigi Penzo

Venedig – die bekannteste Perle der vielen schönen Städte in Venetien. Auch hier ist der Reiseanlass wohl kaum der Fußball. Als Groundhopper recherchiert man jedoch für jeden Trip die Stadien sowie die jeweiligen Teams.

Ein wichtiger Tipp für Venedig: die beste Reisezeit ist der Spätherbst! Im Sommer ist es kaum mehr möglich die Stadt auf dem Wasser in vollen Zügen zu genießen. Mittlerweile legen immer mehr Kreuzfahrtschiffe an, was die Folge hat, dass sich massenweise Touristen durch die engen Gassen pressen und das komplette Flair der Stadt zerstören. Zudem zahlt man Wucherpreise in den Hotels.

Wir haben uns für November entschieden: Vergleichsweise wenige Besucher, schönes Licht zum Fotografieren und das zentral gelegene Hotel Royal San Marco direkt am Markusplatz, welches zu dieser Zeit absolut bezahlbar ist. Zudem kann man im Herbst das „Acqua alta“ erleben – das alljährliche Hochwasser, was um diese Jahreszeit gerne einmal den Markusplatz und einige Gassen überflutet. An den frequentierten Plätzen sind jedoch Holzbrücken aufgebaut sodass man trockenen Fußes überall hingelangt.

Wer es sich nicht nehmen lassen will trotzdem den Markusplatz zu betreten, kann sich für 10-15 Euro Plastiküberzüge für die Schuhe kaufen. Total überteuert, aber ein Riesenspaß! Über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt lasse ich mich hier nicht aus – diese sind auf den entsprechenden Webseiten zu finden oder sowieso schon bekannt.

Stadio Pierluigi Penzo, Venedig

Das Stadio Pierluigi Penzo ist wider meines Erwartens ein persönliches Highlight gewesen. Im Internet konnte ich nur wenig aussagekräftige Bilder ausfindig machen. Die Fotos, die ich finden konnte, sahen mehr als unspektakulär aus. Die Karten für das Lega Pro Spiel (dritte italienische Liga) gegen Südtirol bekam ich ein paar Tage vorher auf einem italienischen Ticketportal für jeweils 10 Euro.

Alleine schon der Weg von der Innenstadt am Wasser entlang, vorbei an der Parkanlage der Biennale di Venezia bis hin zum Stadion ist nicht nur für Groundhopper ein Höhepunkt. Die Gassen der Wohnviertel in der Nähe des Stadions können locker mit denen der Innenstadt von Venedig mithalten. Mit dem Unterschied, dass man hier keine Touristen sieht sondern nur auf Einheimische und ein paar Katzen trifft.

Das Stadio Pierluigi Penzo ist auf der kleinen Insel Sant’Elena ganz am östlichen Ende der Stadt gelegen und (wie in Venedig üblich) nur über Brücken erreichbar. Diese bilden die Eingänge des Stadions. Allein diese Tatsache macht das Stadion schon einzigartig! Die Fassade der Haupttribüne hat ihre beste Zeit bereits hinter sich – kein Wunder, denn es handelt sich bei der im Jahre 1913 erbauten Fußballarena um das zweitälteste Stadion eines italienischen
Profi-Clubs nach dem Stadio Luigi Ferraris in Genua.

Die übrigen drei Ränge bestehen aus spartanischen Tribünengerüsten, wie man sie von anderen kleineren Stadien in Italien kennt. Da das Stadion mit gut 2.000 Zuschauern nicht komplett gefüllt war hatten wir freie Platzwahl. Wir postierten uns ganz oben hinter einem der Tore und hatten einen tollen Blick auf den direkt angrenzenden Hafen im Abendlicht.

Wir sahen ein wirklich unterhaltsames Spiel im Stadio Pierluigi Penzo, welches die Gastgeber verdient mit 2:0 gewannen. Der von Filippo Inzaghi trainierte Verein aus Venedig schiebt sich mit dem Sieg auf Platz 2 der Tabelle und darf nun vom Aufstieg in die Serie B träumen. Dieses Stadion ist für mich ein kultiger Geheimtipp. In Kombination mit der einmaligen Stadt ein Muss für jeden Groundhopper!

Ein Besuch im Paradies – Der Celtic Park in Glasgow

Traumstadt Edinburgh und der Geheimtipp einer Insel

Träumt nicht jeder Mensch davon, nach dem eigenen Ableben das Paradies zu erleben? Welche Vorstellungen haben wir vom Paradies? Wie sieht es dort aus? Fragen, die wir seit kurzem beantworten können: Überall, wo man hinschaut, sieht man grün-weiße Farben, es ertönen fantastische Gesänge und es herrscht eine herausragende Stimmung! Der Celtic Park, Heimstätte des schottischen Dauermeisters Celtic Glasgow, wird von seinen treuen Fans liebevoll als „Paradise“ angehimmelt. Im Himmel waren wir dort zwar nicht, aber es fühlte sich wirklich einzigartig und befreiend an, dieses Stadion auf unserer Groundhopping-Reise in Schottland live zu erleben.

Dabei wirkte zunächst alles sehr skurril: Das Spiel gegen den FC Motherwell begann um 15 Uhr. Wir waren ca. eine Stunde vorher mit dem Taxi aus der Stadt angedüst (Kosten für eine 10-minütige Fahrt nur 5 Pfund – aber Achtung: Auf der Rückreise wollen die Taxifahrer einen abzocken und verlangen das 5-fache). Schnell ein paar Fotos für die Seite und unsere Archive geschossen, einen Schal im Fan-Shop gekauft und ab ins Paradies!

Der Puls und die Vorfreude stiegen ins Unermessliche, als wir die grün-weißen Treppengänge hinauf stiegen. Schließlich hat man als Fußballfan schon so viel Positives über diesen Fußballtempel gehört. In den oberen Katakomben angekommen, wollten wir unser obligatorisches Bier und die Stadionwurst genießen – doch dieses Ritual blieb uns verwehrt. Von den ganzen „Fress- und Trinkbuden“ im Stadion hatten die meisten geschlossen. Und auch verliefen sich nur wenige Zuschauer in den Gängen. Es herrschte quasi eine Geisteratmosphäre im Celtic Park. Hatten wir uns in der Zeit vertan? Waren wir doch im falschen Stadion? Was war los? Schließlich hatte ein Verkaufsstand geöffnet, doch dieser bot weder Bier noch eine Stadionwurst an. Alkoholverbot im gesamten Stadion! Sehr merkwürdig und ein deutlicher Kritikpunkt an dieser schottischen Hochburg.

Celtic Park, Celtic Glasgow - FC Motherwell

Als zwanzig Minuten vor dem Anpfiff immer noch verhältnismäßig wenige Fans in den Katakomben anzutreffen waren, wechselte unsere Vorfreude in ein leicht mulmiges Gefühl der Enttäuschung. Wir stapften die restlichen Treppenstufen hoch, um zu unseren Plätzen zu gelangen. Ein architektonisches, wenn auch noch recht leeres Paradies bot sich unseren erstaunten Blicken. Erst sieben Minuten vor dem Anpfiff sahen wir die Massen ins Stadion stürmen und der Celtic Park war mit 54.000 Zuschauern fast ausverkauft. Perfekt!!! Somit erlebten wir eine erneute Steigerung der britischen Tradition, extrem spät ins Stadion zu kommen.

Perfekt war auch die Kurve der eingefleischten Celtic-Fans, auf die wir einen guten Blick hatten: Sie sangen und tanzten ununterbrochen, führten immer wieder unterschiedliche Choreos auf und waren somit für eine wirklich herausragende Stimmung verantwortlich. Selten, wenn nicht sogar nie, hat man eine solche Vielzahl von unterschiedlichen Fan-Gesängen in einem Stadion erleben dürfen.
Die Gäste-Fans aus Motherwell hingegen enttäuschten. Es hatten sich schätzungsweise 100 Menschen im Gästeblock verirrt, auf die wir von unseren Plätzen im Oberrang ebenfalls eine super Sicht hatten. Und das für ein Derby im weiteren Sinne…

Celtic vs. Motherwell 2:0

Beim Spiel des Tabellenführers gegen den Tabellenachten war schnell klar, wer das Heft in die Hand nehmen würde. Champions League Teilnehmer Celtic zeigte immer wieder tolle Angriffskombinationen über die Flügel. Besonders erschienen uns vor allem die technischen Fähigkeiten einiger Spieler, und das in der schottischen Liga. In der 18. Minuten war es dann soweit: Scott Sinclair netzte mit einem fulminanten Linksschuss ein und besorgte somit die Führung für Glasgow. Motherwell konnte die ein oder andere Schwäche der Celtic-Viererkette nicht nutzen und verpasste den Ausgleich.

Im zweiten Durchgang ging es hin und her im Celtic Park. Viele Torchancen wurden sich auf beiden Seiten erarbeitet, die aber nicht zum Erfolg führten. Kurz vor Schluss kam es dann aber doch noch zu einem Treffer. Stürmerstar Moussa Dembèlè verwandelte einen Foulelfmeter sicher zum 2:0 Endstand für die vom ehemaligen Liverpool-Manager Brendon Rodgers trainierte Heimelf.

„I just can`t get enough“ hallte es durch das Paradies, das architektonisch für uns eine Mischung aus dem “Old Trafford” in Manchester und dem “St. James Park” in Newcastle darstellte. Absolut gigantisch und ein Muss für jeden Fußballliebhaber! Die Karten hatte Florian übrigens ganz einfach über die Vereinsseite für 28 Pfund ergattern können. Wenn man dies mit anderen Top-Stadien vergleicht, ein absolutes Schnäppchen.

Nach dem Spiel hatten wir noch ein wenig Zeit, bis der Zug zurück nach Edinburgh startete (die Hin- und Rückfahrt kostet ca. 25 Pfund pro Person und lohnt sich definitiv. Edinburgh hat in allen Facetten viel mehr zu bieten als Glasgow). Somit begleiteten wir einige Celtic-Fans vom Celtic Park in einen Fan-Pub. Bei grandioser Livemusik, in den Farben von Irland verhüllten Menschen (man beachte den Bezug von Celtic zu Irland) und zahllosen Pints erlebten wir hautnah, was es heißt, Tradition von Celtic Glasgow zu leben. Die Fangesänge – eine Mischung aus sentimentalen Volksliedern und modernen Klängen, drangen in unsere Ohren ein und setzten sich dort nachhaltig fest.

Urlaub rund um das Paradies

Leider mussten wir wie so oft die Flüge vor den offiziellen Spielansetzungen buchen, um keine Wucherpreise bezahlen zu müssen. Wir waren uns aber sicher mindestens zwei Spiele sehen zu können, da es im Umkreis von Edinburgh und Glasgow eine Fülle von Spielen in der 1., 2. und 3. schottischen Liga an dem Wochenende gab. Aber: Wir wurden eines besseren belehrt – alle Spiele der drei Ligen wurden für Samstag, 15 Uhr angesetzt. Fast eine ganze Woche in Schottland und nur ein Spiel? Zunächst eine absolute Horrorvorstellung für Groundhopper aber da wir eh Urlaub machen wollten, bastelten wir uns ein optimales Rahmenprogramm.

Edinburgh – Ein Juwel im Norden Europas

2012 besuchten wir das erste Mal Edinburgh und waren damals schon fasziniert. Jetzt, vier Jahre später, festigte sich der Eindruck noch mal um ein Vielfaches. Man könnte ein nie endendes Loblied auf „Edinbraa“ (so sprechen es die Einheimischen aus) anstimmen, so gut gefällt uns die Stadt. Aber man muss die beschauliche Metropole mit Sitz des schottischen Parlamentes vor dem „Arthur`s seat“ wohl selbst erleben. Teilweise fühlt man sich zurückversetzt ins 17. Jahrhundert – viele Gebäude lassen diesen Eindruck entstehen – mal tritt die Stadt einem als hippes Studentenviertel entgegen, das ausgefallene Geschäfte und zahlreiche Pubs und Nachtklubs bietet. Eine fantastische Stadt, die am Fluss firth of forth gelegen ist. Mit ryanair kommt man aus dem Rheinland recht günstig nach Edinburgh. Vom Flughafen in die Stadt fahren ständig Busse, die direkt am Bahnhof halten. Weiterhin können wir alle Ibis-Hotels empfehlen, da sie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und mitten im Herzen der Stadt liegen.

Die Isle of Arran – Schottland in Miniatur

Bevor wir per Fähre auf die Isle of Arran übersetzten, wagten wir noch einen kleinen Abstecher ins nördlich gelegene St. Andrews. Nach einer knapp zweistündigen Autofahrt von Edinburgh erreichten wir die Kleinstadt, die vor allem durch die alte Universität und den Golfplatz bekannt geworden ist. An der Universität lernten sich u.a. der heutige Kronprinz William und seine Kate kennen, daher gibt es auch das ein oder andere Cafè, das ihren Namen trägt. Ein Besuch der Stadt ist vielleicht weniger aus Klatsch-und-Tratsch Sicht sinnvoll, dafür aber aus historischer und architektonischer Sicht auf jeden Fall lohnenswert.

Von St. Andrews ging es weiter westlich, vorbei am Wallace Monument (nicht wirklich imposant) Richtung Ardrossan. Von dort aus legte die Autofähre zur Isle of Arran ab. Zwingend erforderlich ist eine frühzeitige Buchung eines Fährplatzes, da die Insel bei Einheimischen als Feriendomizil recht beliebt ist.

Unsere Fähre legte in der Dämmerung ab, so dass wir nur die Umrisse unserer recht kleinen, stark verwilderten Insel erahnen konnten. Ein Hauch von “Jurassic Park” ging durch unsere Gedanken. Die Insel gilt bei Einheimischen und Besuchern als das kleine Schottland, da sie viele Vegetationen des gesamten Landes beheimatet. Um den Goatfell (874m) herum erstreckt sich eine karge Felslandschaft, aber auch saftige dunkelgrüne Wiesen bieten Schafen optimale Herbergsplätze.

Isle of Arran, Schottland

Was auf einer schottischen Insel natürlich nicht fehlen darf ist eine eigene Whisky-Destillerie: Die im Norden der Insel gelegene Arran Distillery wurde von der Queen höchstpersönlich im Jahre 1997 eröffnet. Somit war ein Tasting des hiesigen Whiskys für uns selbstverständlich. Und dies bekamen wir sogar exklusiv nur für uns alleine.

Geographisch entgegengesetzt befand sich unsere Unterkunft, das Lagg-Hotel. Wer auf den Spuren von Miss Marple wandeln und in der Kulisse eines abgeschiedenen kleinen Hotels sein möchte, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten. Mit viel Liebe zum Detail, einem guten britischen Frühstück und einem herrlichen kleinen Kaminzimmer mit englischen Ohrensesseln brilliert das kleine Familienhotel. Einziger Wermutstropfen: Nachts wurde die Heizung im Zimmer ausgestellt. So mussten wir die Nacht mit kompletter Kleidung  verbringen. Und trotzdem: dieses Hotel ist in der Nachbetrachtung zu unserer Lieblingsunterkunft aller Groundhopping-Reisen aufgestiegen.

Wer die Ruhe und Einsamkeit mag, Schottland mit all seinen unterschiedlichen Facetten erleben und fantastische Fotomotive vor die Linse bekommen möchte, für denjenigen ist ein Besuch der Isle of Arran absolut empfehlenswert.

Groundhopping Südwest: Betzenberg und Wildparkstadion

Zwei Traditionsstadien, vier Traditionsteams: Eine Reise in den Südwesten

Fritz Walter Stadion (Betzenberg): 1.FC Kaiserslautern – VfB Stuttgart 0:1

Es ist das Ende der Saison 1998/99: Der 1. FC Kaiserslautern krönt eine herausragende Saison. Deutscher Fußballmeister …und das als Aufsteiger! Ein nie zuvor dagewesenes Fußballmärchen wird Realität. König Otto feiert die Meisterschaft mit seinen „roten Teufeln“ im heimischen Stadion. Eine Stadterhebung im Südwesten der Republik wird in diesen Stunden zum Pilgermekka für alle pfälzischen Fußballfans: Der Betzenberg bebt!

Das Kultstadion, offiziell Fritz-Walter-Stadion genannt, stand schon lange auf unserer Groundhopping-Liste der noch nicht besuchten deutschen Stadien. Auch wir wollten das Beben des Betze erleben!

Florian, der mit dem Zug aus München anreiste, und ich (aus dem Rheinland ist man mit dem Auto in knapp zwei Stunden in Kaiserslautern) hatten den Groundhopping-Trip schon länger geplant. Welche Partie hätte man sich auf dem legendären Betze wünschen können? Einen Klassiker gegen den Absteiger und Traditionsverein VfB Stuttgart! (Die beiden Anhängergruppen verbindet im übrigen eine lange Fanfreundschaft.)

Nach unserer Ankunft im City Hotel, das von der Ausstattung in den 60ern stehen geblieben aber völlig in Ordnung ist (optimale Innenstadt-Lage und mit 80 Euro für das DZ ein guter Preis), gingen wir direkt Richtung Betzenberg.

Vom City Hotel aus durch den Hauptbahnhof, an dem sich schon einige Lauterer und VfB-Fans versammelten, waren es nur knapp 15 Gehminuten bis zum Fritz-Walter-Stadion. Wie stellt man sich den Betzenberg vor? Ist es wirklich ein Berg mitten in der Stadt? Ja! Berg ist vielleicht übertrieben aber eine Anhöhe ist es auf jeden Fall. Und ganz oben thront das Stadion der roten Teufel. Von weitem schon ein absoluter Blickfang! Dabei stören auch nicht die Hochhäuser, die rund um den Betze gebaut wurden.

Wir stiefelten also durch die Gassen mitten an Häuserfronten vorbei Richtung Stadion. Der letze Anstieg, eine kurze aber steil gemauerte Treppe durch das Laub, forderte unsere nicht mehr ganz so ausgeprägte Kondition. Dafür war der Blick, den wir nun oben direkt am Stadion hatten, umso gigantischer. Wir sahen einen architektonisch äußerst interessanten „Kasten“ –  für die Heim-WM 2006 umgebaut – der eine gewisse Ähnlichkeit zu englischen Stadien aufweist. Alleine die geographische Lage, mitten in einer Stadt gelegen, kann eine Parallele zu vielen  „Insel-Stadien“ nicht leugnen.

Fritz-Walter-Stadion - Westkurve, Kaiserslautern

Nach einem kurzen Rundgang und ein paar Schnappschüssen, wollten wir unbedingt das Stadion von innen sehen. Auf perfekten Plätzen auf der Nordtribüne und bei strahlendblauem Himmel (das Fritz-Walter-Wetter sollte uns einen Tag später ereilen), begann das Spiel der beiden Mannschaften mit viel Tradition aber auch jeder Menge Probleme. Der VfB, bei dem nach dem Aus von Jos Luhukay der Ex-Kölner Olaf Janßen an der Linie seine Mannen coachte, überzeugte in puncto Spielanlage und technischer Finesse. Die roten Teufel traten mehr durch hektische Aktionen und planlose Angriffsbemühungen in Erscheinung. Dies konnte auch nicht der wild gestikulierender oberste Teufel Tayfun Korkut ändern. So war es für uns auch nicht verwunderlich, dass der schwäbische Gästeblock lautstärker sang, pfiff und seine Truppe anfeuerte. Von der aus den 90er Jahren bekannten Angst der Bundesligamannschaften vor einem Auswärtsspiel auf dem Betzenberg war an diesem Tag nicht viel zu spüren.

Das Stadion war ein absolutes Highlight und die Choreo der beiden Fanlager absolut Bundesliga-würdig. Die Heimfans waren hingegen etwas zurückhaltender als man es aus erfolgreicheren Zeiten gewohnt war. Nachvollziehbar, wenn man sich die Entwicklung des FCK im letzten Jahrzehnt anschaut. Das Spiel gewann letztlich der VfB durch ein Tor vom ehemaligen Bochumer Simon Terodde in der 52. Minute. Durch den Sieg kann der VfB durchatmen, die Lauterer hingegen stürzen trotz des frühen Zeitpunktes der Saison immer weiter in die Krise.

Fazit: Ein wirklich perfektes Fußballstadion, was zu den Eindrucksvollsten in Deutschland gehört. Auch wenn die sportlichen Glanzleistungen in der Vergangenheit liegen, macht der Betzenberg eine Fahrt in den Südwesten immer lohnenswert.

Wenn man schon einmal in der Gegend ist, sollte man auf jeden Fall auch typisch pfälzisch essen. Unsere Restaurantauswahl auf das Spinnrädl. Hier wurden wir kulinarisch nicht enttäuscht. Deftiges Essen, regionale Weine: Ein optimaler Ausklang in der Pfalz!

Wildparkstadion: Karlsruher SC – FC St. Pauli 1:1

Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem kurzen Frühstück auf nach Karlsruhe. Die Autofahrt war recht entspannt und dauerte nicht länger als eine gute Stunde. Unser direktes Ziel lautete: Wildparkstadion! Ebenfalls ein wahrlich traditionsreiches Stadion, was aber im Gegensatz zum Betze im Laufe der Zeit nicht wirklich modernisiert wurde. 30 Meter Abstand zwischen Tribüne und Spielfeld, Eine Haupttribühne, die architektonisch nicht zum Rest des Stadions passt, die Kurven des Stadions nicht überdacht, überdimensionale Flutlichtmasten, kleine Beschallungsboxen auf der ehemaligen Tartanbahn, aus denen fast nichts zu verstehen ist… Dies ist aber keineswegs abwertend gemeint, das es in der vom Geld besessenen Fußballblase etwas Nostalgisches hat. Aber Achtung: Auch der KSC baut in den nächsten Jahren einen neuen Fußballtempel. Fußballromantiker, nichts wie los in den Wildpark!

Wildparkstadion, Karlsruhe

Kurz vor dem Anpfiff sahen wir den Mannschaften des KSC und des FC St. Pauli beim Aufwärmen zu. Ein bisschen schwelgten wir in Erinnerungen an die glorreichen Zeiten der Badener. Icke Häßler, Oli Kahn, Tanne Tarnat, Mehmet Scholl und viele weitere Stars gaben sich in jungen Jahren auf dem saftigen Grün des Wildparkstadions die Klinke in die Hand. Unvergessen sind „Euro-Eddy“ und das Wunder vom Wildpark, als im November 1993 die Truppe um Winnie Schäfer den FC Valencia mit 7:0 besiegte und somit ins Achtelfinale des UEFA-Pokals einzog. Nostalgie pur!

Das Spiel war eher weniger nostalgisch: Durch den Regen und das daraus resultierende schwierige Geläuf, boten beide Mannschaften eher technische Magerkost. Nach einer halben Stunde brachte Bouhaddouz die Gäste aus Hamburg mit 1:0 in Führung. Das störte die KSC-Fans nur kurz, sie machten in ihrem Block wirklich durchgehend ordentliche Stimmung. Kompliment an die Blau-Weißen! Nach dem Pausentee erhöhte der KSC den Druck und der griechische Stürmer Diamantakos netzte in der 57. Minute ins Gehäuse der Paulianer. Dies sollte auch der Endstand beider Traditionsmannschaften sein. Mit diesem Ergebnis festigten sowohl die Badener als auch die Norddeutschen ihren Platz im unteren Tabellenmittelfeld der zweiten Liga.

Zwei (ganz unterschiedliche) deutsche Traditionsstadien, die man auf jeden Fall als Groundhopper gesehen haben sollte. Der Fokus der Reise lag auf dem Betze aber auch der Wildpark konnte durch seinen ganz eigenen Charme durchaus überzeugen. Auch wenn wir fußballerisch während dieser beiden Tage auf Diät gesetzt wurden, haben wir doch vier Traditionsmannschaften auf einen Schlag gesehen und wurden immerhin auf dieser Ebene fußball-kulinarisch verwöhnt.